Mordprozess Larissa

„Er hatte selbst Rucksack zu tragen!“

Larissas Angehörige im Schwurgerichtssaal des Innsbrucker Landesgerichts.
© Rottensteiner

Der Tod von Larissa war völlig grund- und sinnlos. Die Persönlichkeitsstörung ihres Mörders erklärte die unerklärliche Motivation dazu. Eine Kindheit voll von Enttäuschungen schuf einen gefährlichen Charakter.

Von Reinhard Fellner

Innsbruck –„Ich hatte Larissa sehr gerne. Als wir ausgingen, blödelte sie jedoch mit einem alten Freund herum. Mir war das zu nah – ich glaubte, da war was. Als wir dann im Bett darüber sprachen, lächelte sie mich an. Mir kam vor, dass sie mich belächelte. Dann kam plötzlich alles hoch. Meine Kindheit, meine Eltern und alle Freundinnen, die mich betrogen haben. Ich sah rot!“, erklärte der 24-jährige Mordangeklagte gestern die Motivation für das Erwürgen seiner Freundin.

Dass das Opfer letztlich erstickt ist, hängt mit dem Röcheln der bereits Ohnmächtigen zusammen: „Ich wollte einfach, dass das Geräusch weg ist. Da nahm ich meine Bodylotion vom Nachttisch und flößte sie ihr in den Mund“, verantwortete sich der umfassend Geständige. Immer wieder erklärte er dann, dass er anfangs gar nicht glaubte, dass dies nun alles wirklich geschehen sei. Sogar nach der Dusche habe er gehofft, dass „alles nur ein schlimmer Albtraum“ gewesen sei.

Allzu oft verfiel derjenige, der im September ein blühendes Leben ausgelöscht hatte, vor den Geschworenen jedoch selbst in eine ihm zugedachte Opferrolle. So fand der 24-Jährige eben nicht nur den Tod von Larissa bedauerlich, sondern auch die Folgen, die der Mord nun für ihn hätte.

Für Psychiaterin Adelheid Kastner ist das die Folge eines rein ich-bezogenen Charakters, der in einer ausgeprägten kombinierten Persönlichkeitsstörung mit neurotisch-narzisstischen Zügen mündete. Als Grundstein dafür wurde auch die Kindheit und Jugend des Mannes in einer völlig zerrütteten Familie gesehen: „Er war im Dauerkonflikt mit einer überaus korrekten und ordnungsliebenden Mutter und einem Vater, der seine Hauptbeziehung zum Alkohol hatte. Als er 14 war, kam die Scheidung. Keine gute Grundlage für seine Persönlichkeitsentwicklung!“ Auch Verteidigerin Eva Kathrein bemerkte, dass hier ein Mörder sitzt, der selbst einen „sehr schweren Rucksack zu tragen hatte“ – Tränen beim Mandanten blieben nicht aus.

Psychiaterin Kastner: „Er ist jemand, der fast krampfhaft nach einer intakten Beziehung sucht, aber keine Ahnung hat, wie so etwas funktionieren könnte. Unerfüllbare Erwartungshaltungen an die Partnerinnen ließen ihn immer wieder scheitern und Wut aufkeimen!“ Eine Wut, die latent vorhanden ist, und deshalb ohne wirksame Therapie für jede weitere Partnerin Lebensgefahr bedeutet. Eine Anstaltseinweisung war somit unumgänglich.

Ohne sichtbare Wut, dafür aber mit großer Trauer verfolgte Larissas Familie den Prozess. Anwalt Christian Pichler forderte als rein symbolische Geste 5000 Euro Trauerschmerzengeld pro Hinterbliebenen ein.

Als das Urteil dann 20 Jahre Haft in einer Anstalt lautete, hielten es Larissas Angehörige für ausgewogen. Der Vater: „Er hat ganze Familien zerstört. 20 Jahre Haft sind aber trotzdem angemessen!“

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