„Keine Strafe bringt Larissa wieder zurück“
Interesse, Sensationslust, Anteilnahme: 70 Zuschauer harrten gestern der Gerichtsverhandlung bis zur Urteilsverkündung.
Von Katharina Zierl
Innsbruck –Es ist die Frage nach dem Warum, die in den Gesichtern geschrieben steht. Dominik W. schildert im Detail, wie er Larissa getötet hat. Das anfängliche Getuschel weicht einer erdrückenden Stille, Fassungslosigkeit macht sich breit, die Mienen werden starr. Die Luft an diesem Freitag, den 13., im Schwurgerichtssaal steht. Es ist die Sensationsgier, die so manchen in das Innsbrucker Landesgericht gelockt hat. Es ist aber auch Anteilnahme und der Wunsch zu begreifen, wie ein Mensch zu einer derart grausamen Tat fähig sein kann.
„Er soll lebenslänglich bekommen“, sagt eine der wartenden Zuschauer noch vor Prozessbeginn. Sie war bereits beim Goldmordprozess mit dabei. „Rein aus Interesse“, fügt sie erklärend, beinahe rechtfertigend, hinzu. „Es ist für mich ein besonders emotionaler Tag. Aber ganz egal, was heute passiert: Es gibt keine gerechte Strafe, denn keine Strafe bringt Larissa wieder zurück“, sagt eine junge Frau, die selbst bei der Suche nach der Vermissten mitgeholfen hat. „Er muss einfach lebenslänglich bekommen, alles andere wäre nicht denkbar“, betont eine andere, sichtlich aufgeregte, ältere Frau.
Pünktlich um Viertel vor neun Uhr öffnet ein Beamter die Tür zum Schwurgerichtssaal. Die besten Plätze ganz vorne sind begehrt. Bereits als Dominik W. zu Beginn der Verhandlung den Raum betritt, macht sich das eisige Schweigen, das den Prozess begleiten wird, breit. Gespannt verfolgen die Zuschauer die Vernehmung der Zeugen, schütteln vermehrt mit dem Kopf, halten sich die Hände vor das Gesicht. Das Verlesen des psychiatrischen Gutachtens ist für viele sichtlich schwer zu ertragen. Die Psychologin zerlegt die Psyche des Angeklagten in ihre Einzelteile. „Das ist unerklärlich, einfach nicht zu begreifen“, sagen viele Zuschauer.
Nach der Beratung der Geschworenen drängen die Zuschauer am Nachmittag wieder in den Saal. Keiner will sich die Entscheidung entgehen lassen. 20 Jahre. Einweisung in eine Anstalt. „Das ist zu wenig. Ich hätte mir für den Täter lebenslang gewünscht. Vielleicht auch, weil ich Larissa gekannt habe“, sagt Bertl Fuchs. „Für die Art und Weise, wie er die wehrlose Frau getötet hat, hätte er lebenslang verdient“, betont der Außerfernen und verlässt den Gerichtssaal. Die junge Frau, die nach dem Verschwinden von Larissa mitgesucht hat, sieht das ähnlich: „Ich hatte mir lebenslang erhofft. Meine Gefühle sind im Moment zwiegespalten. 20 Jahre sind schon etwas, meiner Ansicht nach zu wenig. Aber ich muss das erst verarbeiten. Es war schwer, aus dem Mund des Täters zu hören, was er Larissa angetan hat.“ Das Urteil ist also gefällt. Die quälende Frage nach dem Warum bleibt. Die Last auf den Schultern der Angehörigen auch.