„Media Innovation Day“: Reporter dank der Crowd im Höhenflug
Wien (APA) - Das Forum Journalismus und Medien Wien (fjum) hat mit seinem „Media Innovation Day“ am Freitag ein goldenes Händchen bewiesen, ...
Wien (APA) - Das Forum Journalismus und Medien Wien (fjum) hat mit seinem „Media Innovation Day“ am Freitag ein goldenes Händchen bewiesen, war dafür mit Richard Gutjahr doch einer der Köpfe hinter dem deutschen Online-Magazin „Krautreporter“ in Wien. Just an dem Tag, der das erfolgreiche Ende für die Crowdfunding-Kampagne des Projekts brachte. „Es liegt viel Arbeit vor uns“, blickte der Journalist nach vorne.
Bis zum Erreichen der 15.000 als Ziel gesetzten Unterstützer sei es noch mal wirklich spannend geworden, wie der Fernsehjournalist und Blogger vor seinem Vortrag im Gespräch mit der APA erklärte. Folglich zeigte sich Gutjahr auch erleichtert. „Wir freuen uns sehr über diesen Vertrauensvorschuss. Dadurch ist die innere Motivation eine ungleich größere, um etwas abzuliefern.“ Nun gelte es, die vielen vorhandenen Ideen umzusetzen.
Eine Verbindung zum „Media Innovation Day“ stellte das Stichwort Bezahlmethode dar: Damit habe man schon zu Beginn der Kampagne zu kämpfen gehabt. „Uns ist aufgefallen, dass das Bezahlen für unsere potenziellen Leser ein sehr großes Thema ist.“ Für „Krautreporter“ mussten die User über eine Kreditkarte verfügen, da bei einem Scheitern der Kampagne das Geld zurückzubezahlen gewesen wäre. Und mit anderen Methoden wäre dies ungleich schwieriger geworden, wie Gutjahr betonte.
Wie Bezahlmodelle für Journalismus im digitalen Zeitalter aussehen können, legte er mit seiner Präsentation zu „Laterpay“ dar: Ein System, bei dem Blogger, aber auch andere Medien pro Artikel einen Betrag festlegen können. Zur Kasse gebeten wird der User allerdings erst, wenn er insgesamt die Fünf-Euro-Grenze erreicht. Dann muss man sich einmal registrieren, und es kann mit dem Ein-Klick-Kauf weitergehen. „Die Welt ist noch nicht reif, große Summen im Internet oder am Handy zu bezahlen“, erläuterte Gutjahr der APA. „Die Leute wollen nicht ein ganzes Menü, sondern nur die Vorspeise. Journalismus à la carte sozusagen.“
Ein zentraler Aspekt sei, den Leuten wieder beizubringen, dass Journalismus im Web etwas wert ist. „Derzeit weiß niemand, wie viel man für einen Artikel zahlen sollte. Die Nutzer müssen im wahrsten Sinne des Wortes Journalismus im Web wertschätzen lernen.“ Wie das gelingen kann, hätte etwa Apple mit iTunes für den Musiksektor vorgezeigt, wie Gutjahr in seinem Vortrag betonte. Erst dadurch seien aktuelle Abo-Modelle wie Spotify möglich geworden. „Das Geld ist jedenfalls da. Aber man kann das nicht von heute auf morgen gerade rücken“, verwies Gutjahr auf Versuche und Pläne von Verlegern, mit Bezahlschranken zu arbeiten, nachdem Journalismus im Web jahrelang verschenkt worden ist.
Was aus einem Projekt wie „Krautreporter“ letztlich werden kann, zeigten Ernst-Jan Pfauth und Rob Wijnberg vom holländischen Start-up „De Correspondent“, das genau denselben Weg bereits beschritten hat. 18 Monate nachdem die Idee geboren wurde, besitzt das Online-Medium heute knapp 34.000 zahlende Mitglieder. „Meist wurde nur darauf geschaut, wie Nachrichten für verschiedene Plattformen funktionieren können, anstatt sich das Produkt selbst anzusehen“, meinte Wijnberg. Diesem Fokus hätten sie sich bei der Konzeption des Magazins gewidmet.
Inhaltlich setze man auf lange Dossiers statt einem bloßen Meldungsfluss. Zusätzlich haben die Journalisten ein öffentlich zugängliches Notizbuch, das mit den Usern geteilt wird und diese somit eingeladen werden, sich schon in der Entstehungszeit an den Artikeln zu beteiligen bzw. Input zu liefern. Und schließlich hatte Philip Meyer, emeritierter Professor für Journalismus an der Universität von North Carolina, noch einen Rat an die Jungen der Medienbranche: „Probiert weiter verschiedene Dinge aus.“ Sein die historische Perspektive des Medienwandels abdeckender Vortrag war auch als Plädoyer für das „Try and Error“-Prinzip zu verstehen. „Und am besten ist natürlich: Scheitere schnell, und scheitere billig.“ Dann könne man sich dem nächsten Versuch zuwenden.
(S E R V I C E - www.fjum.at)