Flugzeugabschuss: Poroschenko droht Separatisten mit Vergeltung
Das ukrainische Verteidigungsministerium hat am Samstagmorgen den Abschuss einer Militärmaschine über Lugansk im Osten des Landes bestätigt.
Lugansk – Nach dem Abschuss einer ukrainischen Militärmaschine durch mutmaßliche Separatisten im Osten des Landes hat Präsident Petro Poroschenko mit Vergeltung gedroht. Die Tat sei ein „zynischer Akt des Terrors, der bestraft werden wird“, erklärte Poroschenko am Samstag in Kiew. „Die Terroristen werden die angemessene Antwort erhalten.“
Poroschenko versammelte die Sicherheitschefs. Zudem rief er wegen des Vorfalls für Sonntag eine Staatstrauer aus. Das ukrainische Militärflugzeug war am Morgen beim Landeanflug auf Luhansk im Osten des Landes abgeschossen worden, 49 Menschen wurden nach Armeeangaben getötet. Die Führung in Kiew macht prorussische Separatisten verantwortlich.
„Die Terroristen haben eine Iljuschin-76 der ukrainischen Luftwaffe zynischerweise mit einem großkalibrigen Maschinengewehr beschossen“, erklärte das Verteidigungsministerium in Kiew. Die Maschine habe Truppenverstärkung an Bord gehabt und sei im Landeanflug auf den Flughafen von Luhansk im Osten des Landes gewesen. An Bord habe es neben Soldaten auch Nachschubmaterial gehabt.
Die IL-76 ist ein schweres Transportflugzeug mit vier Düsentriebwerken, dass laut dem Hersteller knapp 150 Soldaten, aber auch schwere Ausrüstung wie Panzer oder Geschütze transportieren kann. Ende Mai wurden beim Abschuss eines Hubschraubers durch die Separatisten bei Slawjansk 14 ukrainische Soldaten getötet, darunter ein General.
Seit Wochen im Einsatz gegen Separatisten
Das ukrainische Militär befindet sich seit Wochen im Einsatz gegen die prorussischen Separatisten, die Luhansk, Donezk, Slawjansk und andere Städte besetzt halten. Rebellen in der Ostukraine lehnen den prowestlichen Kurs der Regierung in Kiew ab. Sie streben stattdessen eine Eingliederung in die Russische Föderation nach dem Vorbild der ukrainischen Halbinsel Krim an.
Insgesamt sind bei den Kämpfen im Osten der Ukraine in den vergangenen zwei Monaten mindestens 270 Menschen ums Leben gekommen. Am Freitag gelang es der Armee eigenen Angaben zufolge, nach heftigen Kämpfen die südöstliche Hafenstadt Mariupol wieder unter Kontrolle zu bringen. Dabei seien zahlreiche Separatisten getötet worden.
Die Regierung in Kiew wirft Russland vor, die Aufständischen heimlich zu unterstützen und Waffen über die Grenze zu schmuggeln. Russland hat nach Einschätzung der USA in den vergangenen Tagen zur Unterstützung der Separatisten Panzer, schweres Militärgerät und Raketenabschussvorrichtungen in die Ostukraine geschickt. „Wir schätzen, dass die Separatisten im Osten der Ukraine schwere Waffen und militärische Ausrüstung von Russland erlangt haben, darunter russische Panzer und Raketenwerfer“, erklärte US-Außenamtssprecherin Marie Harf.
Sorge über russische Waffenlieferungen
Die USA hätten Informationen, wonach Russland ausgemusterte Panzer auf einem Stützpunkt im Südwesten zusammengezogen habe und einige dieser Panzer kürzlich den Stützpunkt verlassen hätten, erklärte die Sprecherin. Die nun in der Ukraine aufgetauchten Panzer stammten offensichtlich aus Russland. Moskau werde behaupten, dass diese Panzer von der ukrainischen Armee stammten, doch gebe es in der Region keine ukrainischen Panzertruppen, erklärte die Sprecherin. Laut Präsident Petro Poroschenko lieferte Russland den Separatisten diese Woche drei Panzer.
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen äußerte sich besorgt über die Berichte zu Waffenlieferungen. Sollten sie sich bestätigen, würde diese eine „ernste Eskalation der Krise“ bedeuten, sagte Rasmussen. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso forderte am Freitag bei einem Telefonat den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, die Eskalation in der Ukraine zu stoppen, bei der Entwaffnung der Milizen zu helfen und den Zustrom von Kämpfern und Waffen zu stoppen.
Bei dem Telefonat bot Barroso Putin auch an, Russland an den Verhandlungen über das Assoziierungsabkommen mit der Ukraine zu beteiligen, um etwaige „Bedenken zu beseitigen“. Putin habe dieses Angebot angenommen, erklärte die Kommission. Die EU hatte es bisher abgelehnt, wie von Russland gefordert, gemeinsame Gespräche mit Russland und der Ukraine über das Abkommen abzuhalten. Die Weigerung des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch im November das Abkommen zu unterzeichnen, war der Auslöser des Konflikts in der Ukraine. (APA/AFP/Reuters/dpa)