Überraschender Vorstoß

Kampf gegen Jihadisten im Irak: Iran würde sogar mit USA kooperieren

Der iranische Präsident Hassan Rohani.
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Nach dem Vormarsch der jihadistischen ISIL im Irak herrscht in der Region großer Aufruhr. Aus Angst vor einem Erstarken der extremistischen Sunniten, streckt der iranische Präsident Rohani sogar dem einstigen Erzfeind USA die Hand aus.

Teheran/Bagdad - Angesichts des Vormarsches jihadistischer Einheiten im Nachbarland Irak ist eine Kooperation des Iran mit den USA vorstellbar. „Wenn wir sehen, dass die Vereinigten Staaten gegen terroristische Gruppen im Irak einschreiten, dann kann man darüber nachdenken“, sagte Irans Präsident Hassan Rohani am Samstag in Teheran. „Bisher haben wir aber von ihrer Seite keine Handlungen gesehen“, fügte er hinzu.

Im Gespräch mit dem irakischen Regierungschef Nuri al-Maliki sei nicht über einen iranischen Truppeneinsatz im Nachbarland beraten worden, sagte der iranische Präsident. Seit der islamischen Revolution im Iran im Jahr 1979 habe es „keinen Fall gegeben, in dem unsere Einheiten eine Operation in einem anderen Land ausgeführt haben“. Laut Medienberichten sagte Rohani auch, dass der Iran „sein Territorium stark verteidigen wird, falls terroristische Gruppierungen die Sicherheit des Iran gefährden sollten“.

US-Präsident Barack Obama hatte am Freitag eine Entsendung von Bodentruppen in den Irak ausgeschlossen. Allerdings werde er in den kommenden Tagen eine „Reihe anderer Optionen“ prüfen. Die irakische Regierung soll bei der US-Regierung angefragt haben, ob diese die islamistischen Extremisten mit Drohnenangriffen bekämpfen könne.

Maliki: Ganze Welt vertraut auf unseren Kampf gegen ISIL

Iraks Regierungschef Al-Maliki rief die Bevölkerung in einer Fernsehansprache dazu auf, im Kampf gegen die Terrorgruppe ISIL (Islamischer Staat im Irak und der Levante) zusammenzustehen. „Wir sind die Kinder einer Religion“, sagte Maliki am Samstag im Staatsfernsehen, für eine Spaltung in Sunniten und Schiiten gebe es keinen Platz. Er versprach, die ISIL-Extremisten zurückzuschlagen. „Wir sind die Tapferen.“

Maliki hielt die Rede in der Stadt Samarra (Samara), rund 130 Kilometer nördlich von Bagdad. Samarra war Mitte der Woche von Kämpfern der radikal-islamischen Terrorgruppe „Islamischer Staat im Irak und in der Levante“ (ISIL/ISIS) eingenommen worden - wurde aber am Freitag von der irakischen Armee befreit.

Die irakischen Truppen waren zunächst vom raschen Vordringen von ISIL überrascht worden. Viele Soldaten flohen vor den Jihadisten. Maliki forderte nun die Iraker auf, vereint gegen die Angreifer vorzugehen. „Der Staat steht hinter euch, das Kabinett, die Gelehrten und die Stämme“, sagte Maliki. Die ganze Welt vertraue auf „unseren Kampf“ gegen ISIL.

30 Tote bei angeblichem ISIL-Anschlag in Syrien

An der syrischen Grenze zum Irak wurden am Samstag bei einem Anschlag auf einen Waffenmarkt laut dem syrischen Staatsfernsehen rund 30 Menschen getötet.Ein örtlicher Vertreter der gegen Syriens Staatschef Bashar al-Assad kämpfenden Aufständischen sagte der Nachrichtenagentur AFP, auf einem Straßenmarkt sei eine Autobombe explodiert. Nach seinen Angaben wurden 15 Zivilisten getötet. Der Aufständische wies der ISIL die Schuld zu.

In den vergangenen Tagen hatten ISIL-Kämpfer zunächst die nordirakische Millionenstadt Mossul und dann die gesamte Provinz Ninive sowie weitere Städte und Regionen erobert. Sie rückten seither immer weiter auf die Hauptstadt Bagdad vor. In Syrien wiederum tobt ein Bürgerkrieg, der sich aus einem im März 2011 begonnenen Volksaufstand gegen Assad entwickelte. Auch in Syrien werden einige Gebiete von ISIL-Einheiten kontrolliert. (APA/AFP/Reuters)