Gesellschaft

Der Zivildiener in Afrika

Nach dem Medizinstudium ist der Tiroler Felix Lötsch als Zivildiener für ein Jahr nach Gabun gegangen. In einem Blog berichtet er von seinem außergewöhnlichen Einsatz.

Von Andrea Wieser

Lambaréné –Eine gute Matratze und saubere Kleidung kann schon reichen, um den Tag gut zu beginnen – das weiß Felix Lötsch (24), seit er in Gabun lebt. Für ein Jahr ist der gebürtige St. Johanner dort am CERMEL in der Stadt Lambaréné (Center of Medical Research Lambaréné) tätig. Eine Herausforderung, die der studierte Mediziner im Zuge seines Zivildienstes angenommen hat. „Ich bin sehr froh darüber, dass ich den Dienst erst nach dem Studium angetreten habe“, erzählt er im Telefoninterview, dessen Verbindungsqualität ahnen lässt, wie weit Lötsch derzeit entfernt ist. „Ich kann meine Ausbildung miteinfließen lassen und profitiere damit auch viel mehr von diesem Ziviljahr.“

Und die Eingangs erwähnte Erkenntnis samt Demut stellte sich dazu bald nach der Ankunft im Sommer letzten Jahres ein. „Ich bin zwar schon recht weit herumgekommen, dennoch, das Chaos, das hier herrscht, auf das kann man sich nicht vorbereiten“, beschreibt Lötsch seine Eindrücke. Es beginne schon bei der Einreise, die tatsächlich ewig dauern kann. Die Verkehrsverbindungen würden sowieso ständig zusammenbrechen und auch Trinkwasser und Elektrizität seien nicht selbstverständlich. „Aber man gewöhnt sich daran.“ Dafür habe er gelernt, mehr im Jetzt zu leben, die Dinge eben auch mal lockerer zu sehen. Als verklärte Afrika-Romantik möchte der junge Arzt diese Aussage aber nicht verstanden wissen. Das Land habe sehr viele Probleme. Häufige Teenagerschwangerschaften und omnipräsenter Alkohol, um nur zwei zu nennen.

Und dann ist da noch die mangelnde medizinische Versorgung, die trotz des – im afrikanischen Vergleich – relativen Wohlstandes des Landes massiv ist. Gerade war Lötsch bei einer Operation dabei, in der einem schon vierzehn Jahre alten Jungen eine komplette Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geschlossen wurde. „Das war beruflich einer der schönsten und intensivsten Momente bisher. Die unmittelbaren Reaktionen der Mutter waren unglaublich“, erinnert er sich an die Umarmungen. Fakt ist, dass Kinder mit dieser angeborenen Fehlbildung praktisch aller Entwicklungschancen beraubt sind. In die Schule können sie schon aus Verständnisschwierigkeiten erst gar nicht gehen.

Felix Lötsch’ Aufgabe bei dieser OP war primär das Dolmetschen zwischen dem einheimischen Team und dem deutschen Chirurgenteam. Erfahrungen wie diese sind es, die er in einem Blog (http://uneanneeaugabon.tumblr.com) in die Welt hi­nausschreibt. Seit seiner Ankunft in Gabun berichtet er über das Leben am Äquator. Es ist ein Tagebuch über seine Untersuchungen zu tropischen Infektionskrankheiten. Es ist aber auch ein Bericht über seine alltäglichen Tätigkeiten, die er als Zivi zu erledigen hat, von Reparaturarbeiten bis zum Erstellen einer Homepage.

Und Lötsch bloggt auch zu ganz persönlichen Momenten. „Gabun ist’s gelungen, mir die Sprache zu verschlagen!“, notiert er am 24. Februar. „Ein Wochenende in Point Denis hat mir gezeigt, wie unglaublich viel auf dieser Welt es noch zu entdecken gibt und wie unendlich faszinierend die Natur sein kann!“ Derart beherzt berichtet er vom funkelnden Wasser bei Point Denis. Mi­kroorganismen lassen dort magische Lichtreflexe entstehen.

Am 1. Oktober steigt Felix Lötsch in das Flugzeug zurück nach Österreich. Aber er will zurückkommen und zwar noch öfter.

Infos & Links

Gabun ist ein zentralafrikanischer Staat und grenzt an Kamerun, Äquatorialguinea, die Republik Kongo und den Golf von Guinea. Durch das Land verläuft der Äquator.

Das CERMEL

:

(Centre de Recherches Médicales de Lambaréné) geht zurück auf Albert Schweitzer, der das Hospital 1913 in Gabun gründete. www.cermel.org

Der Österr. Auslandsdienst ermöglicht zivildienstpflichtigen Österreichern einen Zivilersatzdienst im Ausland zu leisten. www.auslandsdienst.at

Der Tiroler Felix Lötsch (24) ist nach seinem Medizinstudium für ein Jahr als Zivildiener nach Gabun in Afrika gegangen. Dort arbeitet er für das Centre de Recherches Médicales de Lambaréné. Es geht zurück auf Albert Schweitzer, der 1913 in Gabun das Hospital gründete.
Felix Lötsch in einem kleinen Dorf mit rund 80 Einwohnern 60km südlich von Lambaréné mit dem Chef de Village.
Der Weg zur Arbeit. Über seine Erfahrungen und Erlebnisse bloggt Lötsch regelmäßig auf http://uneanneeaugabon.tumblr.com/
Auch eine Seite von Gabun: Traumstrände.
Auch eine Seite von Gabun: Traumstrände.
Hier kauft Lötsch regelmäßig Milch und Porridge.
Auch ein Zivildiener hat Freizeit: Entspannen am Wochenende.
Seit seiner Ankunft fotografiert Felix Lötsch Land und Leute und stellt die besten Bilder online: Gabunisches Mädchen.
Schmerzhafte Erfahrung: Sein Fuß nach einem Bremsen-Angriff.

Für Sie im Bezirk Innsbruck unterwegs:

Renate Perktold

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