Kunst

Junge Kunstarbeit ganz am Puls der Zeit

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Die RLB Tirol nimmt die Förderung junger Kunst sehr ernst und dafür 18.000 Euro in die Hand. Hauptpreisträger ist heuer Michael Strasser.

Von Edith Schlocker

Innsbruck –Stattliche 18.000 Euro lässt sich die RLB Tirol – alle zwei Jahre – ihre Förderung junger heimischer Kunst kosten. Mehr als 70 Künstler­Innen unter 40 haben sich um die sechste Ausgabe des höchstdotierten Preises dieser Art in Tirol beworben, was um zwölf weniger als beim letzten Mal ist. Allerdings mit Arbeiten von durchwegs hohem, aktuelle Fragen mithilfe der unterschiedlichsten Medien reflektierendem Niveau. Was jedenfalls auf jene elf zutrifft, die mit Preisen bedacht wurden bzw. es in die Ausstellung auf der Kunstbrücke sowie in den die Schau begleitenden Katalog geschafft haben.

Was in der Verantwortung der mit Martin Hochleitner (Salzburg Museum), Karin Pernegger (Kunstraum Innsbruck), Letizia Ragaglia (Museion Bozen), Markus Stegmann (Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel) und Silvia Höller (Leiterin RLB Kunstbrücke) hochkarätig – und jedes Mal anders – besetzten Jury liegt. Die mit Michael Strasser einen Kunstpreis-Sieger gekürt hat, der bereits 2007 mit seiner hintergründig die Wirklichkeit reflektierenden Art zu fotografieren einen RLB-Förderpreis bekommen hat.

Den mit 10.000 Euro dotierten RLB-Kunstpreis 2014 hat der 37-jährige Strasser mit seinem Projekt „Solitaire“ gewonnen, in dem es um die Biografie eines Ortes bzw. dessen Verwandlung geht. Im Konkreten um ein mehr als 100 Jahre altes, seit 30 Jahren nicht mehr bewohntes, langsam zerfallendes Haus im slowenisch-österreichischen Grenzgebiet. Dieses hat Strasser Ziegel für Ziegel, Balken für Balken, Schindel für Schindel zerlegt und anschließend zu einer dichten Skulptur verbaut. Um diese sich selbst zu überlassen, der Natur sozusagen zurückzugeben. Fotos von beiden Zuständen hängen in der Schau, ergänzt durch eine Dokumentation dieser poetischen Metamorphose.

Die mit je 4000 Euro dotierten Förderpreise gehen an Matthias Krinzinger und Esther Strauß. Das Video „Killing and Mourning Pink Panther“ der 28-jährigen, in Wien lebenden Zammerin ist eine formal verblüffende Kombination der unterschiedlichen Geschwindigkeiten von Text und Bild, Kopf und Bauch. Durchaus eine „Arbeit zum Nachdenken“ ist für RLB-Vorstand Hannes Schmid jene, mit der Matthias Krinzinger seinen Förderpreis gewonnen hat. Hat er doch einen Zehn-Euro-Schein zum Bild gerahmt, um auf ironische Weise unsere Wertesysteme inklusive jene des Kunstmarkts in Frage zu stellen.

Um das Stellen von Fragen geht es auch in der Kunst jener acht Künstler, die zwar keinen Preis bekommen haben, aber bei der Ausstellung mit dabei sind. Wenn etwa Maria Bichler an ihrer eigenen Porträtbüste aus weißer Schokolade lutscht und auf diese Weise ihr Ich deformiert oder Heidi Holleis – übrigens in der einzigen malerischen Arbeit der Auswahl – mit dem uralten Vanitas-Symbol Asche ihre abstrakten Strukturen formt. Strenge Geometrien dominieren die Räume in Anna-Maria Bogners Arbeit. Höchst politisch aufgeladen kommen dagegen die Arbeiten von Michael Kargl, David Rych, Johanna Tinzl, Nicole Weniger und Hannes Zebedin daher. Formuliert in Handschriften, die ganz am Puls der Zeit sind, ohne sich Modischem anzubiedern.

Beibehalten wird auch die Tradition des Ferdinandeums, dem jeweiligen RLB-Kunstpreisträger im folgenden Jahr eine Personale auszurichten: Womit wir uns schon jetzt auf eine von Michael Strasser 2015 freuen dürfen.