Süßes oder Saures? Schulkinder „erziehen“ Wiener Temposünder
Wien (APA) - Nicht nur graue Theorie, auch handfeste Praxis soll für Entschleunigung der Geschwindigkeit vor Schulen sorgen - und somit mehr...
Wien (APA) - Nicht nur graue Theorie, auch handfeste Praxis soll für Entschleunigung der Geschwindigkeit vor Schulen sorgen - und somit mehr Sicherheit. Die am Montag bei einem Pressetermin in Wien vorgestellte Kampagne „Nimm dir Zeit für meine Sicherheit!“ hat sich in Niederösterreich und dem Burgenland bereits bewährt und hatte nun „Abschlusstag“ in der Bundeshauptstadt.
Nicht Räuber und Gendarm, sondern Temposünder und Verkehrspolizist: Vor der Volksschule Christian-Bucher-Gasse am beschaulichen Stadtrand maßen Wiener Taferlklassler mit „echten“ Radarpistolen und Unterstützung der Exekutive das Tempo vorbeifahrender Pkw und konfrontierten die Lenker mit den Ergebnissen. Dann gab es Süßes oder Saures: Statt Strafzettel wurden echte und gezeichnete Zitronen verteilt. Vorbildliches Verhalten wurde mit Äpfeln belohnt. Neben Rasern sollten auch „Gurtenmuffel“ zum Umdenken gebracht und an ihre Vorbildwirkung appelliert werden. Dieser Aktionstag als ein Höhepunkt des Projekts war einer von insgesamt zehn heuer in Wien.
Jeden Schulmonat werden in der Bundeshauptstadt sechs Kinder auf ihrem Schulweg durch einen Verkehrsunfall verletzt. Die persönliche Ansprache durch potenzielle Opfer soll Lenker sensibilisieren - gilt doch eine geringe Überschreitung von Geschwindigkeitslimits oft als Kavaliersdelikt. Sieben von zehn Lenkern ignorieren Tempo-30-Limits im Ortsgebiet, jeder zweite überschreitet Tempo 50. Der Unterschied bezüglich des Anhalteweges ist allerdings nicht zu unterschätzen: Während dieser bei 50 km/h zum Beispiel bei 26 Metern liegt, verlängert er sich bei 60 km/h auf 34 Meter. „Volksschüler tun sich ganz, ganz schwer, Abstände und Geschwindigkeiten einzuschätzen“, erläuterte der Leiter der Verkehrserziehungsgruppe Wien und Kinderpolizei, Roland Hanifl.
Im Vorfeld der von AUVA und KfV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) initiierten Aktion waren rund 40.000 Eltern befragt worden, denen zufolge zu hohe Geschwindigkeit im Schulumfeld eine große Bedrohung darstellt. Ausgewählte Volksschulen haben im Vorfeld fächerübergreifend die Thematik behandelt. Nun stellten die Nachwuchs-Sheriffs ihr Wissen praktisch unter Beweis. Sowohl die Kinder als auch ihre Eltern nehmen diesen Beitrag zur Verkehrssicherheit gut an, versicherte Christian Kräutler vom KFV. Konkrete Tipps für alle Beteiligten für einen möglichst sicheren Schulweg sind Teil der spielerischen Wissensvermittlung.