„Spiegel der Gesellschaft“: Wiener Stadtfotografien im MUSA

Wien (APA) - Sieben Jahre lang wanderte Reinhard Mandl mit seiner Kamera quer durch Wien. 180 Fototage und 18.000 Aufnahmen später präsentie...

Wien (APA) - Sieben Jahre lang wanderte Reinhard Mandl mit seiner Kamera quer durch Wien. 180 Fototage und 18.000 Aufnahmen später präsentiert er ausgewählte Momentaufnahmen im MUSA in Wien. Er sehe die Ausstellung als „selektive Bestandsaufnahme der Stadtbildung“, wie er auf der Pressekonferenz am Montag sagte. „WIEN.blicke“ ist noch bis 4. Oktober zu sehen.

Ihn interessierten vor allem die kleinen Dinge des Alltags und die wenigen wahrgenommenen Veränderungen, wie er erklärte. Um bereits besuchte Plätze nicht wiederholt zu fotografieren, wählte er seine Route, indem er zur ersten Gasse, die im Wiener Straßenalphabet unter dem Buchstaben A verzeichnet ist, fuhr, von dort bis zur ersten Gasse des Buchstaben B ging und so fort. Ziel war laut Aussage des Künstlers eine Route, „die nicht nur zu bekannten Fotomotiven, sondern zu Gegenden, die mir vorher völlig fremd waren“, führt. Manchmal habe er seine Motive an Orten entdeckt, in denen zumindest auf den ersten Blick nicht viel los zu sein schien.

Seine Intention sei es gewesen, möglichst genau hinzuschauen. „Wer keine Einzelheiten sehen kann, erfährt wenig über das Wesen der Stadt“, so Mandl. Es seien beispielsweise beim Warten an einer roten Ampel interessante Bilder von Hausfassaden oder Menschen hinter Fensterscheiben entstanden. Zu jeder Jahreszeit sei er von vornehmen Villenvierteln bis zu Brücken am Donaukanal, die als Schlafplatz für Obdachlose dienten, gewandert. „Bilder, die etwas vom wirklichen Leben preisgeben“, seien dadurch entstanden. „Gelungene Straßenfotografien halten der Gesellschaft einen Spiegel vor“, fügte Mandl hinzu.

Der Leiter des MUSA, Berthold Ecker, drückte seine Faszination für die „unendliche Vielfalt der Ergebnisse, die sich in guten Projekten zeigen“ aus. Bei den zahlreichen bereits vorhandenen Stadtfotografien bedürfe es einer ausgeprägten künstlerischen Persönlichkeit und eines guten Konzepts, um Wiederholungen zu entgehen. Dies ist laut Ecker in diesem Fall einwandfrei geglückt.

Der 1960 in Amstetten geborene Künstler Reinhard Mandl lebt seit 1980 in Wien. Seit den 1990er-Jahren beschäftigt er sich mit heimischen Regionen, zu denen er mehrere Bildbände veröffentlichte. Stadtbild-Fotodokumentationen rückten seit dem Jahr 2000 ins Zentrum seines Schaffens. Da sich laut Mandl eine lebendige Stadt wie Wien kontinuierlich verändere, könne das Ergebnis dieser Arbeit nie endgültig sein. Deshalb wolle er auch künftig das Wiener Stadtbild dokumentieren, wie er betonte.

(S E R V I C E - „WIEN.blicke“, 24. Juni bis 4. Oktober, MUSA Museum Startgalerie Artothek, Felderstraße 6-8, 1010 Wien, Kostenloser Eintritt, www.musa.at)