Kroatien - Glaubensverbände protestieren gegen katholische Kirche

Zagreb (APA) - Die römisch-katholische Kirche in Kroatien hat sich mit der Unterstützung des verurteilten und mittlerweile freigelassenen Kriegsverbrechers Dario Kordic den Unmut anderer Glaubensgemeinschaften zugezogen. Diese planen einen Protestbrief, in dem sie den Rücktritt von Vlado Kosic als Bischof für Ökumene fordern, berichtete die Zeitung „Vecernji list“ (Montag-Ausgabe).

Kosic, Bischof von Sisak und Vorsitzender des Rats für Ökumene und Dialog bei der kroatischen Bischofskonferenz HBK, hat offen Unterstützung für Kordic demonstriert und ihn bei dessen Entlassung aus der Haft Anfang Juni am Flughafen Zagreb empfangen. In der katholischen Wochenzeitung „Katolicki tjednik“ äußerte er die Überzeugung, dass Kordic aus politischen Gründen verurteilt wurde und unschuldig sei. „Sicherlich hat jemand ein schweres Verbrechen in Ahmici begangen, aber das heißt nicht, dass man dafür irgendjemanden verurteilen muss, sondern den wahren Täter“, so der Bischof.

Kordic war vom UNO-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien in Den Haag wegen des Massakers im bosnischen Dorf Ahmici im Jahr 1993, bei dem 116 Muslime (Bosniaken) ermordet wurden, zu Jahren 25 Haft verurteilt worden. Anfang Juni wurde er nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe aus dem Gefängnis entlassen.

Welche Glaubensgemeinschaften protestieren, schrieb „Vecernji list“ nicht. Bisher hatte nur die islamische Glaubensgemeinschaft in Bosnien und Herzegowina auf die kirchliche Unterstützung für Kordic mit Protest reagiert. Von offizieller Seite in Kroatien gab es keine Reaktionen darauf.