Erste Daten über Pädophilie in der polnischen Kirche veröffentlicht

Warschau (APA) - Mindestens 19 Geistliche sind in den drei vergangenen Jahren in Polen wegen Pädophilie gerichtlich verurteilt worden. Dies ...

Warschau (APA) - Mindestens 19 Geistliche sind in den drei vergangenen Jahren in Polen wegen Pädophilie gerichtlich verurteilt worden. Dies geht aus ersten Daten über das Ausmaß dieser Verbrechen in Polen hervor, die laut der Tageszeitung „Dziennik Gazeta Prawna“ (Montag-Ausgabe) während der Konferenz über Pädophilie in der katholischen Kirche veröffentlicht wurden.

Die Daten hatte das im vergangenen Jahr vom polnischen Episkopat gegründete Zentrum für Kinderschutz mittels an über 250 Gerichte in Polen verschickte Fragebögen gesammelt. Der Koordinator für Kinder und Jugendliche in der Konferenz des Episkopats Polens, der Priester Adam Zak, plädierte bei der Veranstaltung für die Errichtung eines Systems von Kontaktpunkten für Pädophilie-Opfer, die Aufnahme des Dialogs mit Geschädigten und die Berufung eines Episkopat-Mitglieds zum Delegierten für Fragen des sexuellen Missbrauchs. Der Priester Robert Olivier, der den Heiligen Stuhl vertrat, betonte, dass die Kirche das Thema Pädophilie auf lokaler Ebene bekämpfen müsse und man keine Hinweise vom Vatikan erwarten solle.

Zu Beginn der Konferenz wurde am Freitag zum ersten Mal in Polen eine Bußmesse unter Beteiligung hoher Vertretern des Episkopats zelebriert. „Beschämt und reumütig bitten wir um Vergebung. Wir bitten Gott und die Menschen, denen von Priestern Unrecht getan wurde, um Verzeihung“, sagte der Bischof von Plock, Piotr Libera, in seiner Predigt. Der Krakauer Erzbischof Stanislaw Dziwisz betonte jedoch, dass man Pädophilie nicht als typisch für den Katholizismus darstellen dürfe.

An der Konferenz durften weder Vertreter von Medien noch der Stiftung „Fürchtet euch nicht“, die die Opfer sexueller Belästigung durch Geistliche sammelt, teilnehmen. Die Chefin der Stiftung, Maria Mucha, bezeichnete die Worte Liberas im Gespräch mit der Polnischen Presseagentur PAP als „einen wichtigen und guten Schritt“. Die Opfer warten jedoch auf konkretes Handeln der Kirche in der Angelegenheit.

Im vergangenen Jahr war die polnische Kirche von einer Welle von Missbrauchsfällen erschüttert worden. Die größte Affäre betrifft den ehemaligen Vatikan-Nuntius in der Dominikanischen Republik, Jozef Wesolowski, und den in dem Karibikstaat tätigen Priester Wojciech Gil. Beiden polnischen Geistlichen wird vorgeworfen, Sex mit minderjährigen Buben gehabt zu haben.