Alstom: Drei Gemeinschaftsunternehmen und der Staat als Hauptaktionär

Paris/Fairfield (Connecticut) (APA/AFP) - Nach Ende des Übernahmepokers um Alstom beginnt für den französischen Industriekonzern eine neue Z...

Paris/Fairfield (Connecticut) (APA/AFP) - Nach Ende des Übernahmepokers um Alstom beginnt für den französischen Industriekonzern eine neue Zeitrechnung: Der Turbinen- und Zugbauer wird im Energiesektor eine enge Allianz mit dem Siemens-Konkurrenten General Electric (GE) eingehen und den französischen Staat als Hauptaktionär haben. Die wichtigsten Punkte im Überblick:

Beide Konzerne werden im Energiesektor drei Gemeinschaftsunternehmen bilden, an denen sie jeweils 50 Prozent der Anteile halten: In einem Joint Venture werden die Stromnetz-Aktivitäten beider Konzerne gebündelt, in einem zweiten die Alstom-Aktivitäten im Bereich der erneuerbaren Energie: Offshore-Windanlagen und Wasserkraft. Zudem bilden GE und Alstom eine Allianz bei Atomkraft weltweit und bei Dampfturbinen nur in Frankreich. Die Alstom-Dampfturbinen werden in französischen Atomkraftwerken eingebaut.

Die Hauptquartiere in den Bereichen Energienetze, Offshore-Windanlagen und Wasserkraft sowie Dampfturbinen sollen in Frankreich angesiedelt sein. Bei der Atomkraft bekommt die französische Regierung zudem Veto- und Kontrollrechte eingeräumt.

GE verkauft zudem seine Bahnsignaltechnik an Alstom. Damit wird die Bahnsparte des französischen Konzerns gestärkt, der Bahnen und insbesondere den Schnellzug TGV herstellt.

General Electric hat die Schaffung von 1.000 neuen Arbeitsplätzen in Frankreich binnen drei Jahren zugesagt. Laut Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg droht dem Konzern eine Geldstrafe von 50.000 Euro für jede nicht geschaffene Stelle.

Der französische Staat wird 20 Prozent der Alstom-Anteile übernehmen und damit Hauptaktionär. Geplant ist, dass diese Anteile vom französischen Mischunternehmen Bouygues übernommen werden, das bisher knapp 30 Prozent der Alstom-Aktien besitzt. Paris behält sich aber das Recht vor, die Aktien auch auf dem freien Markt zu kaufen. Denn die französische Regierung will die Aktien zum Marktpreis kaufen - derzeit knapp 28 Euro pro Aktie - Bouygues will aber zum Preis von 35 Euro verkaufen.

Mit dem Kauf der Alstom-Aktien will die französische Regierung beginnen, sobald die Allianz zwischen Alstom und GE endgültig unter Dach und Fach ist - wenn also Personalräte, Kartellbehörden und Aktionäre zugestimmt haben. Das könnte sich bis ins Frühjahr 2015 ziehen. Ab diesem Zeitpunkt will der französische Staat die 20 Prozent Alstom-Aktien binnen 20 Monaten erwerben. In der Zwischenzeit überlässt die Bouygues-Gruppe der Regierung bereits ihre Stimmrechte im Alstom-Verwaltungsrat.

Die französische Regierung beteuert, dass der Kauf der Alstom-Aktien - bei einem Preis von 35 Euro pro Aktie kostet die Transaktion mehr als 2 Mrd. Euro - kein Loch in die Staatskasse reißt. Vielmehr soll der Kauf durch den Verkauf von staatlichen Beteiligungen an anderen Unternehmen finanziert sein. Der französische Staat hat in den vergangenen Monaten Anteile etwa am europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus Group und am Betreiber der Pariser Flughäfen verkauft. Laut Wirtschaftsminister Montebourg kamen so 2,7 Mrd. Euro Erlös zusammen.

~ ISIN US3696041033 WEB http://www.alstom.com/

http://www.ge.com/ ~ APA428 2014-06-23/15:55