US-Außenminister Kerry besucht autonome Kurdenregion
Kerry warnt vor ISIS-Angriff auf schiitisches Heiligtum.
Erbil/Bagdad – Nach seinem Besuch in der irakischen Hauptstadt Bagdad ist US-Außenminister John Kerry am Dienstag überraschend in der autonomen Kurdenregion des Landes eingetroffen. Dort will er politische Vertreter der drei Provinzen umfassenden Region treffen. Ziel seiner Vermittlungsmission ist es, angesichts des Vormarschs jihadistischer Kämpfer ein Auseinanderbrechen des Iraks zu verhindern.
Kerry war am Montag zu einem aus Sicherheitsgründen zuvor nicht angekündigten Besuch in Bagdad eingetroffen, wo er unter anderem mit Regierungschef Nuri al-Maliki sprach. Er sagte dem Irak im Kampf gegen die jhihadistische Gruppierung Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien (ISIS) „intensive Unterstützung“ zu und erhöhte zugleich den Druck auf al-Maliki zur Bildung einer Einheitsregierung.
Die ISIS und mit ihr verbündete Rebellen sowie Anhänger des hingerichteten früheren Machthabers Saddam Hussein brachten seit dem Beginn ihrer Offensive am 9. Juni mehrere große Städte unter ihre Kontrolle. Die sunnitische Minderheit im Irak wirft dem Schiiten al-Maliki vor, sie systematisch zu benachteiligen und dem Aufstand der sunnitischen Isis damit den Weg bereitet zu haben.
Angriff auf Samarra verursachte „gewaltige Probleme“
US-Außenminister John Kerry hat in Bagdad vor einem Angriff der Sunnitenmiliz ISIS auf Heiligtümer der Schiiten wie die Goldene Moschee von Samarra gewarnt. Die Goldene Moschee beherbergt die Gräber zweier von den Schiiten verehrter Imame, die als unmittelbare Nachfahren des Propheten Mohammed gelten. Im Februar 2006 hatten Al-Kaida-Extremisten bereits den Schrein mit Bombenexplosionen zerstört.
„Natürlich versteht jeder, dass Samarra eine wichtige Linie ist“, sagte Kerry. „Historisch gesehen verursachte ein Angriff auf Samarra gewaltige Probleme im Irak. Das wollen wir alle nicht noch einmal erleben.“ Deshalb beobachte die US-Regierung „sehr, sehr genau“ die Bewegungen in der Gegend rund 125 Kilometer nördlich von Bagdad.
Nach seinem Gespräch mit dem irakischen Regierungschef Nuri al-Maliki erklärte Kerry, dass die rund 300 beratenden US-Soldaten „sehr, sehr eng“ mit irakischen Sicherheitskräften zusammenarbeiten würden. Es werde eine gemeinsame Kommandoeinrichtung aufgebaut. (APA/dpa)