Vor und nach der Verwandlung
Der Anlass, warum die Galerie Thoman gerade jetzt Max Weiler eine Ausstellung widmet, ist der bevorstehende Abriss des Innsbrucker Stadtsaales mit seinen Weilerfriesen.
Von Edith Schlocker
Innsbruck –Max Weiler eine Personale zu widmen, bedarf eigentlich keines speziellen Grundes. Schon gar nicht für Elisabeth und Klaus Thoman, die 1977 ihre erste Innsbrucker Galerie mit Arbeiten dieses großen Tiroler Malers und Grafikers eröffnet haben. Um immer wieder spezielle Facetten seines vielschichtigen Werks zu präsentieren, zuletzt 16 Großformate anlässlich des 100. Geburtstags Weilers 2010.
Ein ganz konkreter Anlass liegt allerdings der aktuellen Schau zugrunde: der Abriss des Innsbrucker Stadtsaales, den ein zweiteiliger Fries von Max Weiler adelt. Ob dieser in dem an dieser Stelle entstehenden Haus der Musik Platz finden wird oder nicht, ist noch offen. Abgenommen und somit erhalten werden die von Max Weiler 1960 direkt an die Wand gemalten langen schmalen Friese allerdings auf jeden Fall.
1954 hat der damals 44-jährige Künstler den Wettbewerb für die künstlerische Ausgestaltung des Stadtsaales gewonnen. Mit einem Entwurf, der nicht ausgeführt wurde, was sich aus heutiger Sicht als Glücksfall herausstellt. Ist der schließlich realisierte doch wesentlich stärker als der erste, markiert den Beginn von Weilers Transformation des Realen in eine Wirklichkeit parallel zur sichtbaren, was ihm nicht zuletzt seine Einladung zur venezianischen Biennale von 1960 einbringen sollte.
Die Ausstellung bei Thoman zeigt neben einer Skizze des ersten Entwurfs auch die vier Ausführungsentwürfe. Umgesetzt als abstrakte, die Körnigkeit der Wand als formales Gestaltungsmittel wesentlich in den Entwurf einbeziehende Reduktion der Natur zum zeichenhaften Farbkürzel, wobei die Zonen des Gestalteten genauso wichtig sind wie die Zwischenräume. Die expressive Sprödheit dieser Zeit ist aus dem 1967 für das Tiroler Landestheater entworfenen Eisernen Vorhang bereits wieder gewichen zugunsten eines kräftigen Kolorits und assoziativerer Formen. Sein Entwurf ist in der Schau genauso zu sehen wie einige andere für Arbeiten im öffentlichen Raum, die auf rund 1000 Quadratmetern an 36 Standorten ausgebreitet sind.
Umhängt werden die Entwürfe von autonomen Arbeiten auf Papier. Die Weiler lebenslang ungeheuer wichtig waren, war er, trotz aller Ausflüge ins Malerische, letztlich doch ein genialer Zeichner. Als der er in seinem langen Leben eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht hat, was die Schau beispielhaft andeutet. Da hängen etwa zwei Monotypien von 1952 einem 32 Jahre jüngeren Bild gegenüber. In dem die Farbe dominiert, das konkret Blumige von früher aufgelöst ist zum vage Zeichenhaften. Dazwischen gibt es wunderbar leichthändig hingeschriebene Verknäuelungen des Linearen zu Strukturen, die Landschaftliches suggerieren.
Parallel zur Weiler-Schau organisiert Per Pedes einen Parcours zu Weilers öffentlichen Werken. Der erste Termin ist bereits morgen Freitag, 15 Uhr. Anmeldung in der Galerie .