Hummer-Prozess in Ungarn für weiteres Gutachten auf Herbst vertagt

Szeged/Klagenfurt (APA) - Der Mordprozess in Szeged gegen einen gebürtigen Kärntner, der am 11. Oktober 2012 in Ungarn einen Motorradpolizis...

Szeged/Klagenfurt (APA) - Der Mordprozess in Szeged gegen einen gebürtigen Kärntner, der am 11. Oktober 2012 in Ungarn einen Motorradpolizisten mit einem Hummer überfahren haben soll, ist am Dienstag auf Herbst vertagt worden. Der Verteidiger des 36-Jährigen forderte ein neues Gutachten ein, bei dem die Entfernung zwischen dem Geländewagen und dem überfahren Motorradpolizisten vor dem Vorfall errechnet werden soll.

Somit fällt der für den Donnerstag anberaumte letzte Prozesstag in der südungarischen Stadt ebenfalls aus. Den entsprechenden Antrag stellte Verteidiger Janos Buza, nachdem heute von einem Gutachter neue Aspekte zur der Art und Weise eingebracht worden waren, wie der Motorradpolizist zu Tode kam. Das Gutachten belastete den 36-jährigen Mechaniker wie schon bei vergangenen Prozesstagen dahin gehend, sein Opfer vorsätzlich überfahren zu haben.

Laut Zoltan Szöke, Experte für Verkehrstechnik, hätte der Motorradpolizist versucht, nach links zu fliehen. Der Hummer sei drei Sekunden „gerollt“ und dann mit Vollgas angestartet. Das Opfer hätte dabei nur eine Sekunde Zeit gehabt, um dem Fahrzeug auszuweichen. Auf die Frage des Staatsanwalts bestätigte der Experte: „Der Angeklagte hat nicht versucht, dem Polizisten auszuweichen.“

Dem Gutachten nach sei es zwar ein Zufall gewesen, dass der Motorradpolizist in die Richtung floh, in die sich das Geländefahrzeug des Österreichers bewegte. Jedoch habe der Angeklagte den Motorradpolizisten gesehen und sei sich im Klaren gewesen, dass er diesen überfahre, wenn er Gas gebe, sagte Szöke.

Der Verteidiger will nun mit einem Gegengutachten die Angaben des von der Anklage gestellten Experten entkräften. So sollen die Sachverhalte etwa bezüglich der zeitlichen Angaben noch einmal überprüft werden.

Ein verkehrstechnisches Gutachten und eine Expertise zum möglichen Gebrauch von Pfefferspray durch den später getöteten Polizisten hatten den 36-Jährigen am vergangen Prozesstag, dem 22. April, schwer belastet. Somit hätte der Österreicher den Beamten nicht wegen eines von der Verteidigung vorgebrachten technischen Defekts, sondern absichtlich überrollt. Verteidiger Buza ersuchte daraufhin um weitere Gutachter-Meinungen, da die vorliegende „unpräzise“ gewesen sei.

Ursprünglich hätten heute, Dienstag, bereits die Plädoyers gehalten werden sollen. Das Urteil war für den 26. Juni anberaumt. Da es in Ungarn in den Sommermonaten keine Gerichtstätigkeit gibt, geht der Prozess erst im Herbst weiter.