Ukraine-Krise

Nach Heli-Abschuss: Poroschenko droht mit Ende der Waffenruhe

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Neun Soldaten sind heute bei einem Hubschrauber-Abschuss durch Separatisten gestorben, sagte ein Sprecher der ukrainischen Armee. Ukraines Präsident droht mit einem Ende der Waffenruhe.

Slawjansk – Nach dem Abschuss eines Militärhubschraubers hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko den Separatisten mit einer Aufhebung der Waffenruhe gedroht. Nach dem Tod von neun Soldaten bei der Attacke schließe er einen Abbruch der Feuerpause nicht aus, sagte der Staatschef bei einem Treffen mit Offizieren am Dienstag in Kiew.

Poroschenko habe den Einheiten im krisengeschüttelten Osten des Landes erlaubt, bei Angriffen prorussischer Aufständischer zurückzufeuern, teilte das Präsidialamt mit. „Die Terroristen haben 35 Mal auf Soldaten geschossen.“ Ein Armeesprecher sagte, bei weiteren Angriffen seien zwei Soldaten getötet worden. Die militanten Gruppen werfen ihrerseits dem Staat vor, die Feuerpause nicht einzuhalten.

Separatisten bekennen sich zu Abschuss

Die Aufständischen in der Ukraine haben den Abschuss eines Militärhubschraubers bestätigt. Die „Volkswehr“ habe die Maschine vom Typ Mil-8 nahe der Separatistenhochburg Slawjansk mit einer Rakete angegriffen, sagte ein Sprecher der militanten Gruppen am Dienstag in Donezk. Bei dem Abschuss seien mindestens acht Soldaten ums Leben gekommen.

Der Separatistenanführer Alexander Borodaj warf der Regierung vor, sich nicht an die Waffenruhe zu halten. „Kiew hat den Krieg nicht eingestellt. Auch auf unserer Seite gibt es Tote und Verletzte“, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Beide Seiten hatten eine Feuerpause bis zu diesem Freitag verkündet.

Ein Sprecher des Militärs sagte, es seien neun Menschen an Bord des Hubschraubers gewesen. Er sei zum Transport militärischer Güter genutzt worden. Durch einen Helikopter-Abschuss waren in Slawjansk bereits Ende Mai 14 Soldaten ums Leben gekommen. Ein Militärexperte mit guten Kontakten zu den Streitkräften erklärte ebenfalls, bei dem jüngsten Vorfall seien neun Menschen ums Leben gekommen.

Die prorussischen Separatisten hatten erst am Montagabend einem Waffenstillstand im Osten des Landes bis Freitag zugestimmt, um die Zeit für Friedensgespräche zu nutzen. Parallel gilt eine einseitige Waffenruhe der ukrainischen Streitkräfte, die Präsident Petro Poroschenko Ende vergangener Woche als Teil seines Friedensplans ausgerufen hatte. Am Dienstag wurden laut Poroschenko aber mehrfach ukrainische Militärposten beschossen.

Seit April mindestens 423 Tote

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind seit Mitte April mindestens 423 Menschen in dem Konflikt getötet worden. Diese Opferzahl nannte der Untergeneralsekretär für Menschenrechte, Ivan Simonovic, am Dienstag im Sicherheitsrat in New York. Er bezog sich dabei auf Informationen durch offizielle Quellen.

Bei den zwischen dem 15. April und dem 20. Juni Getöteten handelt es sich demnach sowohl um Soldaten als auch um Zivilisten. Nach Angaben von Simonovic hat sich die Situation in der Ukraine zuletzt verschlechtert. Er begründete dies unter anderem mit einer Zunahme an Waffen im Konfliktgebiet sowie der weiteren Rekrutierung von Kämpfern. So nähmen Menschenrechtsverletzungen durch bewaffnete Gruppen ebenso zu, wie die allgemeine Kriminalität. (APA/Reuters/dpa)