Bulgarien - Erbitterter Streit unter einflussreichen Unternehmern
Sofia (APA) - In Bulgarien tobt ein Streit zwischen zwei einflussreichen Unternehmern, die sich gegenseitig mit Klagen eindecken. Der Medien...
Sofia (APA) - In Bulgarien tobt ein Streit zwischen zwei einflussreichen Unternehmern, die sich gegenseitig mit Klagen eindecken. Der Medienmogul und Jungpolitiker Deljan Peewski wurde am Dienstag nun sogar verhört, nachdem er seinem Konkurrenten, dem Banker Zwetan Wassilew, mit Mord gedroht haben soll. Morddrohungen sind auf Bulgariens politischer Bühne keine Seltenheit und erregen kaum noch die Gemüter.
Hintergrund des eskalierten Streits zwischen den einstigen engen Geschäftspartnern Peewski und Wassilew, der sich nach eignen Angaben wegen der Drohungen in Wien aufhält, ist der Kampf um Einfluss in Bulgarien. Zunächst beklagte sich Peewski vor einigen Tagen, Wassilew hätte einen Auftragsmörder auf ihn angesetzt. Daraufhin wurde drei Personen wegen angeblicher Verschwörung festgenommen, kurz darauf jedoch wegen Mangel an Beweisen wieder freigelassen.
Am Montag konterte der Bankier, dessen Bank gerade wegen einer Liquiditätskrise vor der Pleite steht und von der Nationalbank aufgefangen wurde, aus Wien gegenüber dem „Standard“, er habe bedrohliche Kurzmitteilungen vom Peewski erhalten. Zudem sei ihm bekannt, dass auf seinen Kopf bereits fünf Millionen US-Dollar von dem jungen Politiker ausgesetzt worden seien. Wassilew, der sich zum Zeitpunkt der Drohungen in Wien aufhielt, informierte demnach daraufhin das Bundeskriminalamt. Dieses habe daraufhin ein Ansuchen an die bulgarische Staatsanwaltschaft zur Ausstellung eines Haftbefehls gestellt, berichtete der „Standard“.
Am Dienstag bestätigte in Bulgarien Vizeoberstaatsanwalt Borislaw Sarafow, dass ähnliche Vorwürfe von Wassilew auch bei der Oberstaatsanwaltschaft in Sofia als Klage eingereicht worden seien, woraufhin Peewski verhört wurde. Er konterte mit einer Gegenklage wegen Verunglimpfung.
Die beiden einflussreichen Unternehmer galten lange als das erfolgreichste politisch-wirtschaftliche Duo in den vergangenen zwölf Jahren. Wassilew hatte Peewski einst als „meinen gefundenen Sohn“ bezeichnet. Beide konnten in vielen der lukrativsten Sparten der Wirtschaft - von Medien, über die Tabakproduktion und Infrastrukturprojekte bis hin zur Energieproduktion - kräftig mitmischen und bestens verdienen. Zu Jahresbeginn sei es aber aus unbekannten Gründen zu einem Streit über die Oberhand am privatisierten Tabakmonopol „Bulgartabak“ gekommen. Medienberichten zufolge ging es dabei um eine Summe von knapp 50 Mio. Euro. Der Streit eskalierte bis hin zu den nunmehrigen gegenseitigen Morddrohungen.
Peewski spielte vor genau einem Jahr eine wichtige Rolle in der bulgarischen Innenpolitik. Seine Nominierung zum Geheimdienstchef im Juni 2013 hatte massive Proteste ausgelöst. Obwohl die Entscheidung zurückgenommen wurde, hielten die Proteste monatelang an und setzten die Koalitionsregierung zwischen Sozialisten und der türkischen Minderheitspartei DPS zutiefst unter Druck. Nachdem die Sozialisten außerdem bei der EU-Wahl eine herbe Niederlage einfahren mussten, ist nun von Neuwahlen die Rede.
Wie der Beobachter Krassen Nikolow im bürgerlichen Onlinenachrichtenportal „mediapool.bg“ schreibt, benutzen Politiker in Bulgarien das Mittel der Morddrohung häufig in schwierigen Zeiten. So klagte der frühere bürgerliche Premier Bojko Borissow wiederholt öffentlich über Morddrohungen oder angebliche Mordkomplotte der Opposition. Aber auch Borrissow selbst wurde immer wieder wegen Morddrohungen beschuldigt. So klagte der Ex-Journalist und Anführer der Bewegung Bulgarien ohne Zensur (BBC), Nikolaj Barekow, Ende 2013 darüber, dass Borissow und sein früherer Geschäftspartner Rumen Nikolow einen Auftragskiller auf ihn angesetzt hätten.
Auch der ständige Anführer der türkischen DPS - Achmed Dogan - klagte bereits über Morddrohungen. Der Politiker, der als äußerst einflussreich gilt, steht rund um die Uhr unter Polizeischutz. Der offizielle Grund: allein zwischen 2006 und 2011 erhielten die Sicherheitsbehörden elf Morddrohungen gegen Dogan. Sogar vonseiten einer Partei in der Türkei soll ihm eine „Todesstrafe“ angedroht worden sein.
Dogan wurde aber auch bereits tätlich angegriffen. Im Februar 2013 bei der Jahresversammlung der türkischen DPS in Sofia sprang ein junger Mann auf das Podium, wo Dogan gerade seine Rede hielt, zog eine Pistole und drückte dreimal ab. Die Waffe funktionierte nicht und der junge Mann wurde überwältigt. Viele Beobachter werteten den Vorfall damals eher als selbst inszenierte Szene, um die eigenen Reihen zu schließen. Der Angreifer Oktaj Enimechmedow behauptete damals, auf eigene Initiative gehandelt zu haben, aber nicht mit dem Ziel Dogan zu töten, sondern „den stärksten Mann“ durch eine Gaswaffe in der Öffentlichkeit zu erniedrigen. Der Fall ist auch der einzige der Serie von Morddrohungen, wo bisher jemand verurteilt wurde.