Zwei Jahre nach WestLB-Aus: Helaba als neue Super-Landesbank?
Frankfurt/Düsseldorf (APA/dpa) - Es war keine Liebesheirat: Vor zwei Jahren übernahm die Helaba das Sparkassengeschäft der sterbenden WestLB...
Frankfurt/Düsseldorf (APA/dpa) - Es war keine Liebesheirat: Vor zwei Jahren übernahm die Helaba das Sparkassengeschäft der sterbenden WestLB. Inzwischen ist die Integration abgeschlossen - und die gewachsene Landesbank eine feste Größe in der deutschen Finanzbranche.
Letztlich kam alles anders als es die Düsseldorfer Strategen über Jahre erdacht hatten: Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) übernahm nach akribischer Prüfung die Erfolg versprechenden Reste der kriselnden WestLB. Die einst größte deutsche Landesbank selbst verschwand auf Brüsseler Druck zum 30. Juni 2012 aus dem Markt. Während die Abwicklung der WestLB-Altlasten Milliarden verschlingt, profitiert die Helaba zunehmend von der Ausweitung ihres Geschäftsgebiets auf Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. Das Zusammenführen der beiden unterschiedlichen Unternehmenskulturen jedoch ist alles andere als ein Selbstläufer.
„Das waren schon zwei Welten, die da aufeinandergeprallt sind“, schildert ein Insider. Die ehemals stolze WestLB war plötzlich Geschichte - jenes Institut, das einst Industriepolitik betrieb und Konzerne schmiedete, das vom Pipeline-Bau in Ecuador bis zum Neubau des Wembley-Stadions in London bei großen Projekten rund um die Welt mitmischte. Der letzte WestLB-Chef Dietrich Voigtländer wurde zum Bankabwickler wider Willen, in Düsseldorf endete eine Ära.
Das Ende war nüchtern: „Nach Vorlage der Schlussbilanz der WestLB zum Stichtag 30. Juni 2012 werden bis zum 31. August 2012 alle für die Aufspaltung der WestLB erforderlichen Verträge beurkundet“, teilte die Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA), Verwalterin des Bankenrettungsfonds Soffin mit. Helaba-Chef Hans-Dieter Brenner zeigte sich vor zwei Jahren überzeugt: „Wir sind auf dem Weg, eine führende Verbundbank in der Sparkassenorganisation zu werden.“
Heute sind die Frankfurter als Zentralinstitut für fast 170 Sparkassen in vier Bundesländern eine der führenden Adressen unter den sechs verbliebenen Landesbanken. 2013 hielt die Helaba trotz hoher Kosten für die Integration des WestLB-Sparkassengeschäfts ihr Ergebnis auf dem Rekordniveau des Vorjahres: Der Vorsteuergewinn lag mit 510 Mio. Euro nur knapp unter dem Vorjahreswert von 512 Mio. Euro. Der Überschuss legte dank geringerer Steuerbelastung sogar von 318 Mio. Euro auf 354 Mio. Euro zu.
Die technische Integration der WestLB-Teile ist abgeschlossen, in den vergangenen Monaten wurden die letzten Daten auf die Rechner der Helaba übertragen. Der Vertrag mit der WestLB-Nachfolgerin Portigon endet somit planmäßig zum 30. Juni 2014. „Ende April werden wir fast den gesamten Container leergeräumt haben“, hatte Helaba-Chef Brenner bei der Bilanzvorlage Anfang April 2014 angekündigt. „Wir benötigen die Unterstützung der Portigon insofern dann nicht mehr.“
Über das Geschäftliche hinaus lief nicht alles rund: Im Oktober 2012 sorgte ein Helaba-Anzeigenmotiv („Herzlich wir kommen!“) für Aufsehen in Nordrhein-Westfalen: Das Institut warb mit einem manipulierten Bild der Landeshauptstadt Düsseldorf. Ausgerechnet Teile des Landtags waren der Bearbeitung des Fotos am Computer zum Opfer gefallen, am unteren Bildrand wurde nachträglich „aufgeforstet“.
In diesem Jahr kostete ein Buchungsfehler die Helaba fast eine Million Euro: Die Bank zahlte 180.000 Tarifbeschäftigten des Landes Nordrhein-Westfalen die Mai-Gehälter verspätet aus. Die Landesbank entschuldigte sich schriftlich bei den Beschäftigten und kündigte an, „zur Abgeltung möglicher Kosten“ pauschal je fünf Euro zu überweisen.
Für Helaba-Chef Brenner sind andere Zahlen entscheidend: „In Düsseldorf haben wir für unsere Aktivitäten vor Ort mit 420 Mitarbeitern einen validen Standort etabliert“, sagte er im April und kündigte weitere „erhebliche Investitionen“ an: etwa in das gemeinsame Mittelstandsgeschäft mit den Sparkassen und in die Exportfinanzierung - bald auch mit Repräsentanz in Singapur.
„Die Übernahme der WestLB-Teile hat die Helaba gestärkt: Das Institut hat Marktanteile und Einzugsgebiet deutlich ausgeweitet“, sagt ein Branchenbeobachter. „Es wird sich erst mittelfristig herausstellen, ob das die Helaba so gestärkt hat, dass sie Kern einer noch größeren Lösung im Landesbankensektor wird.“ Helaba-Chef Brenner macht zumindest keinen Hehl daraus, dass er seiner Branche mehr wünschen würde, als die vor zwei Jahren politisch erzwungene Marktbereinigung: „Um eine funktionsfähige Organisation zu haben, brauchen wir nicht mehr Landesbanken als zwei oder drei - plus Dekabank.“