Tirolerin Viktoria Spielmann übernimmt ÖH-Chefsessel
Am Freitag wird die 27-jährige Studentin der Vergleichenden Literaturwissenschaft und Politikwissenschaft zur neuen Vorsitzenden der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) gewählt.
Wien, Innsbruck – Zur Halbzeit der zweijährigen Amtsperiode kommt es am Freitag zu einem Sesselrücken in der Bundesvertretung der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH). Die bisherige Generalsekretärin Viktoria Spielmann von der Fraktion Grüne und Alternative StudentInnen (GRAS) wird zur ÖH-Vorsitzenden gewählt, der derzeitige Amtsinhaber Florian Kraushofer (Fachschaftslisten/FLÖ) zu ihrem Stellvertreter. Diese Rotation ist im Koalitionsvertrag der ÖH-Führung aus FLÖ, GRAS, VSStÖ (Verband sozialistischer Studenten) und FEST (Fraktion unabhängiger Studierender) festgelegt.
Mit Viktoria Spielmann nimmt damit nach Sigrid Maurer (ebenfalls GRAS) wieder eine Tirolerin auf dem Chefsessel der Studentenvertretung Platz. Für die 27-jährige gebürtige Innsbruckerin, die in Wien Vergleichende Literaturwissenschaft und Politikwissenschaft studiert, waren die Einschränkungen bei der Familienbeihilfe im Jahr 2011 der Grund, sich in der Hochschulpolitik zu engagieren. „Das hat mich persönlich betroffen. Ich habe mir gedacht, wenn ich nichts mache, wird es auch nicht besser“, erläutert Spielmann im TT-Gespräch ihre Motivation.
Im Zuge der Debatte um die Kürzungen bei der Familienbeihilfe habe sie im Fernsehen die damalige ÖH-Chefin und heutige grüne Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer bei einer Protestaktion im Nationalrat gesehen. Damals habe sie allerdings keine Ahnung gehabt, welcher Fraktion diese angehört. „Ich habe den Aktionismus der ÖH im Nationalrat spannend gefunden.“ Dass sie selbst zu den Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS) gegangen sei, habe andere Gründe: „Ich wollte mich bei einer Fraktion engagieren, wo auch Gesellschaftspolitik im Vordergrund steht.“ Daher kandidierte sie bei den vergangenen ÖH-Wahlen im Vorjahr gemeinsam mit Marie-Therese Fleischhacker als Spitzenkandidatin der GRAS.
Spielmann will die ÖH als „kritisch und laut“, aber auch als konstruktive Gesprächspartnerin gegenüber dem Wissenschaftsministerium weiterführen. „Ich glaube, wir haben schon bei den Verhandlungen für ein neues Hochschülerschaftsgesetz und bei der Zusammenlegung von Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium bewiesen, dass wir viele Studierende auf die Straße bringen, aber auch mit dem Ministerium reden können.“
Über konkrete Projekte will die Tiroler ÖH-Vorsitzende erst nach ihrer Wahl am Freitag reden. „Aber Zugangsbeschränkungen werden für die Zukunft ein Thema sein.“ Dagegen wolle die ÖH weiterhin ankämpfen. Auch die jüngst vom Innsbrucker Unirektor Tilmann Märk angesprochene drohende Unterfinanzierung der Hochschulen ab 2016 will Spielmann ansprechen. „Wir kritisieren schon länger, dass die Leistungsvereinbarungen zwischen den Hochschulen und dem Bund nur den Status quo der Unis erhalten, aber keine Zusatzfinanzierung für Jungwissenschafter enthalten.“ Die weitere Ausfinanzierung der Unis sei unerlässlich. Ein Dauerbrenner sei ebenso die bessere finanzielle Absicherung von Studierenden, erklärt Spielmann. (APA, cm)