Tarnkappe für Immunzellen

Zürich (APA/sda) - Die Killerzellen des Immunsystems können sehr effizient virusinfizierte Zellen oder Tumorzellen erkennen und eliminieren....

Zürich (APA/sda) - Die Killerzellen des Immunsystems können sehr effizient virusinfizierte Zellen oder Tumorzellen erkennen und eliminieren. Warum sie andere Immunzellen, die ebenfalls auf eine Infektion reagieren, nicht attackieren, haben Zürcher Forscher herausgefunden: Diese schützen sich mit einer Tarnkappe.

Die Gruppe von Annette Oxenius von der ETH Zürich hat festgestellt, dass gesunde T-Zellen den Immunbotenstoff Typ-1-Interferon erkennen. T-Zellen gehören zu den weißen Blutkörperchen und töten befallene Körperzellen ab. Bei einer Infektion vermehren sie sich stark. Dabei tragen sie ähnliche „Stressmerkmale“ wie befallene Zellen, auf die Killerzellen losgehen.

Das Typ-1-Interferon bindet an bestimmte Stellen auf ihrer Oberfläche und kaschiert den „Stress“, wie die Wissenschafter im Fachjournal „Immunity“ berichten. Das wirke wie ein Tarnumhang, der sie für die Killerzellen unsichtbar macht, schrieb die ETH in einer Mitteilung.

Fehlt den T-Zellen jedoch die Andockstelle für Typ-1-Interferon, werden sie von den Killerzellen aufgespürt und abgetötet. Dies wiesen die Forscher an Mäusen und zwei Modellviren im Labor nach. Bei Mäusen ohne diese Andockstelle eliminierten die Killerzellen nicht nur die virusinfizierten Zellen, sondern auch die T-Zellen.

Bisher sei es unklar, ob der gleiche Mechanismus auch beim Menschen existiert, geben die Forscher zu bedenken. Die grundlegenden Vorgänge dürften jedoch vergleichbar sein. Sie wollen nun untersuchen, ob solche Situationen beispielsweise bei Autoimmunproblemen und chronischen mikrobiellen Infektionen eine Rolle spielen.