Fußball-WM: Suarez-Biss war laut Psychologen Aggressionsdurchbruch
Wien (APA) - „Es war eindeutig ein Aggressionsdurchbruch“, beurteilte Cornel Binder-Krieglstein die WM-Beißattacke von Uruguays Fußball-Star...
Wien (APA) - „Es war eindeutig ein Aggressionsdurchbruch“, beurteilte Cornel Binder-Krieglstein die WM-Beißattacke von Uruguays Fußball-Star Luis Suarez. „Was in seinem Hirn vorgegangen ist, kann ich aber auch nicht sagen.“ Gebissen wird in der beruflichen Praxis des Psychologen eher im erotischen Bereich - wo Aggression auch eine Rolle spiele. Aber einen derartigen Zusammenhang sehe er hier nicht gegeben.
Der Biss im Spiel gegen Italien sei wahrscheinlich Ausdruck für Aggression und Gewalt. Der Star der Mannschaft von Uruguay habe wohl keine andere Möglichkeit gesehen, etwa durch Schläge oder Tritte, und seine Aggression nicht mehr unter Kontrolle gehabt und daher Gewalt angewandt.
Fußball, so Binder-Krieglstein vom Berufsverband Österreichischer Psychologen (BÖP), sei ein Sport, bei dem Körper an Körper gekämpft werde. „Da werden auch sehr archaische Phänomene ausgepackt, die wie Bisse aus älteren entwicklungsgeschichtlichen Zeiten stammen.“
Beißen sei in einer kindlichen Phase ebenfalls ein Thema in der Gewaltanwendung. So sei ein Kind im Bekanntenkreis des Psychologen vom Familienhund gezwickt worden, um sich in der Rangordnung gegenüber dem Sprössling zu behaupten. Doch dieser setzte sich mit einem beherzten Biss in den Schwanz des Vierbeiners letztlich durch. Dies ist der Mannschaft von Uruguay gegenüber den Italienern letztlich ja auch gelungen.
Fast jedes Kind mache eine orale Phase durch, in der Beißen oder die Mundregion für aggressive Zwecke genutzt wird. „Auch kannibalistisches Verhalten ist dem Menschen nicht so fremd“, meinte Binder-Krieglstein. Dass Suarez bereits mehrfach zugebissen hat, erklärt sich der Fachmann damit, „dass dies ein Zugang ist, der ihm offenbar liegt, um seine Aggression zu befriedigen“.