Schulwerkstatt Osttirol erhält Gütesiegel
Die kleine Bildungseinrichtung in Ainet wird demnächst „Modellschule der Zukunft“.
Von Claudia Funder
Ainet –Sie bezeichnen sich selbst als „Entwicklungsbegleiter“ – die vier Pädagogen der Schulwerkstatt in Ainet. Und sie bieten den derzeit 18 Schülern im Alter von 6 bis 15 Jahren viel kreativen Spielraum, damit diese möglichst selbstbestimmt und -bewusst ihren Weg gehen können.
Angepasste Pflichterfüller und Auswendiglerner werden in der heutigen Zeit nicht mehr gebraucht, ist das Credo des engagierten Lehrer-Quartetts um Schulleiter Norbert Feldner. Man biete den Heranwachsenden vielmehr einen Ort, an dem sie Spaß am Lernen haben und erhalten sowie echte Entwicklungsbedürfnisse befriedigen können, betont dieser. Das Tempo wird dabei von den Schülern selbst bestimmt. Es gibt weder einen Stundenplan noch Prüfungen, Noten oder Hausaufgaben.
Dass das Konzept des druckfreien Lernens funktioniert, hat die kleine Schule in den 13 Jahren ihres Bestehens längst bewiesen. Die Schüler verlassen die Schule mit sehr lebensnahen Erfahrungen und Fähigkeiten – ausgestattet mit sozialer Kompetenz, Selbstbewusstsein und kritischem Geist. Denn Querdenken wird durchaus gefördert.
Die Schulwerkstatt kostet die öffentliche Hand fast nichts, den Löwenanteil der Kosten tragen die Eltern und Sponsoren. Es ist ein ständiger Kampf ums Überleben, aber auch um Akzeptanz.
Umso größer ist die Freude, nun in einen besonderen Kreis aufgenommen zu werden. „Die Schulwerkstatt wird ‚Modellschule der Zukunft‘“, erklärt Feldner. Die bekannten Gehirnforscher Gerald Hüther und Daniel Hunziker riefen die Initiative vor einigen Jahren ins Leben. Das Gütesiegel bekommen jene Schulen und Kindergärten, die sich für eine Kultur der Potenzialentfaltung starkmachen – und damit andere inspirieren. In Europa haben bisher rund 40 Schulen diesen Status erlangt – nun ist bald eine in Osttirol mit im Bund. Auch das Amlacher „Kinderhaus“, ein Kleingruppenkindergarten unter gleicher Führung wie die Schulwerkstatt, wird von der Wissenschaft vor den Vorhang geholt.
„Wir erfüllen im Alltag alle geforderten Kriterien“, betont Feldner, und freut sich mit seinen drei Kolleginnen auf den 7. Juli, wenn das Siegel vor Ort verliehen wird.