68 Nationalitäten leben in Reutte
Anteil der Volksschüler mit nichtdeutscher Muttersprache beträgt im kommenden Schuljahr 51 Prozent.
Von Helmut Mittermayr
Reutte, Breitenwang –Dienstagabend trafen sich Landesrätin Christine Baur, Obmann der Regionalentwicklung Außerfern (REA) BM Alois Oberer, REA-GF Günter Salchner und weitere Diskutanten in Veranstaltungszentrum Breitenwang, um im Rahmen der Bewerbung für die nächste EU-Leader-Förderperiode über gesellschaftliche Vielfalt im ländlichen Raum zu diskutieren. Im Vorfeld freute sich Baur in einem Pressegespräch, dass im Bezirk Reutte ein derart hoher Anteil an Frauen in der Politik zu finden ist. Das sei sicherlich der Spitzenwert Tirols. In der immer notwendigen Gleichstellungsdebatte müsse man aber weg von Klischees wie „arme Frau, böser Mann“. Denn althergebrachte Geschlechterrollen engten auch Männer ein. Salchner bestätigte, dass das Außerfern mit zwei Bürgermeisterinnen und sechs Vizebürgermeisterinnen in Tirol die Nase vorne habe. 17 Prozent der Mandatare in den Außerferner Gemeinderäten sind weiblich.
Reuttes Bürgermeister Alois Oberer präsentierte dann aktuelle demografische Zahlen aus der Marktgemeinde. Seit die Gastarbeiter in den 1970ern ins Außerfern gekommen sind, sei auch der Bezirkshauptort „multikulti“ geworden. Aktuell leben 6900 Menschen in Reutte, 76 Prozent davon sind Österreicher. Die restlichen 24 Prozent teilen sich auf 68 verschiedene Nationen auf. Den Hauptteil der Nichtösterreicher stellen Türken, die 6,6 Prozent der Reuttener Bevölkerung ausmachen. Knapp gefolgt von den Deutschen mit 6,5 Prozent und Nationalitäten Ex-Jugoslawiens mit 5,6 Prozent.
Dass die Zuordnung Ausländer/Inländer formal zwar klar, in der gelebten Praxis aber eine fließende sein kann, zeigen die Einbürgerungen. In den letzten 14 Jahren erhielten in der Gemeinde Reutte 317 Türken die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Türken plus Türkischstämmige ergeben dann schon elf Prozent der Bevölkerung oder einen Gesamt-„Ausländer“-Anteil in Reutte von 30 Prozent. Für BM Oberer ist so eine Rechnung aber nicht ganz exakt: „Wir wissen ja gar nicht, ob noch alle eingebürgerten ehemaligen Türken im Markt leben.“ Und Baur fragte zweideutig: „Ab wann verliert denn jemand in Reutte die Zuordnung Migrationshintergrund?“ „Deutsche nie“, witzelte einer in der Runde. BM Oberer war es wichtig anzumerken, dass ihm vom Zusammenleben der Nationen keine großen Spannungen bekannt sind.
Eine Kennzahl spiegelt aber markant wider, dass der Außerferner Bezirkshauptort nach wie vor eine riesige Anziehungskraft auf Migranten ausübt. Der Anteil jener Volksschüler, die eine nichtdeutsche Muttersprache sprechen, wird im kommenden Schuljahr 51 Prozent betragen – 154 von 302 Schülern. „Im Kindergarten hingegen nur noch 37 Prozent. Die Zahl türkischer Eltern mit vier, fünf oder sechs Kindern ist rückläufig“, wusste Oberer. Und weiter: „Da in Reutte die Gemeinde oft in die Wohnungsvergabe bei den Wohnbauträgern eingebunden ist, konnte eine Ghettobildung verhindert werden.“