Löw will Ex-Chef Klinsmann ärgern - Portugal hofft noch leise
Während Deutschland und die USA im direkten Duell den Gruppensieger ausmachen, haben Ghana und Portugal nur noch wenig Hoffnung aufs Achtelfinale.
USA - Deutschland, 18 Uhr: Deutschlands Fußball-Teamchef Joachim Löw sieht das Duell mit seinem engen Weggefährten und Vorgänger im letzten WM-Gruppenspiel gegen die USA nur als einen Randaspekt. „Wir spielen jetzt gegeneinander. Das ist natürlich ein Geschäft. Da geht‘s um erfolgreich sein oder auch nicht. Da ruht diese Freundschaft“, erklärte Löw vor der Partie um den Gruppensieg am Donnerstag (18.00 Uhr MESZ). Personell könnte es zu Änderungen kommen, die Position von Kapitän Philipp Lahm im Mittelfeld stehe nicht zur Diskussion.
Dass ein Remis beiden Teams zum Weiterkommen reicht und das DFB-Team dann auch als Gruppenerster ins Achtelfinale einziehen würde, ist für den Bundestrainer nur Theorie. „Wenn man von vornherein auf Unentschieden spekuliert, geht es meist schief. Jürgen und ich stehen für eine Mentalität, Spiele zu gewinnen und nicht zu taktieren“, bekräftigte Löw.
Auch Klinsmann schob das abschreckende Beispiel Gijon, wo Deutschland und Österreich 1982 das Weiterkommen mit einem Nichtangriffspakt erreicht hatten, weit von sich. „Für eine US-Mannschaft war und ist so etwas undenkbar. Die Amerikaner kämpfen immer für Siege. Das ist unser Spirit, das ist unsere Stärke“, sagte der Vorgesetzte von Andreas Herzog.
„Wir werden es der deutschen Mannschaft unglaublich schwer machen. Das wird ein Hitzespiel, sehr schwer für beide Seiten, dort 90 Minuten fokussiert zu bleiben, keine Fehler zu machen und nach vorne zu spielen“, betonte Klinsmann. Er freue sich auf das Wiedersehen und habe auch viel Respekt, aber man traue sich schon zu, mitzuhalten.
Die Amerikaner könnten sich sogar eine Niederlage erlauben, müssten dann aber darauf hoffen, dass Ghana nicht zeitgleich die bisher enttäuschenden Portugiesen besiegt. Auf derartige Rechenspiele will sich Klinsmann gar nicht einlassen. Er benutzte vor dem Abflug nach Recife auffällig oft das Wort „K.o.-Runde“. Eine Heimreise nach der Gruppenphase hat er nicht eingeplant.
Portugal - Ghana, 18 Uhr: 32 Jahre nach der „Schande von Gijon“ fürchten weder Portugiesen noch Ghanaer eine skandalträchtige Neuauflage. Und dennoch könnte es am Donnerstag (18.00 Uhr/MESZ) ganz dumm laufen für beide Nationalteams. Wenn sich Deutschland und die USA bei der Fußball-WM im Parallelspiel nämlich - auch fernab jeglicher verbotener Absprachen - mit einem Unentschieden trennen, sind sowohl Cristiano Ronaldo als auch Kevin-Prince Boateng raus aus dem Turnier. „Wir brauchen ein Wunder“, erkannte Verteidiger Joao Pereira, dessen Portugiesen aus der schlechtesten Position in den Finaltag starten.
Das 0:4-Desaster gegen die DFB-Elf hat das Torverhältnis ordentlich demoliert, letztlich könnte der Achtelfinal-Einzug daran scheitern. Schon ein knapper Sieg gegen Ghana wäre zu wenig. Nach dem bisherigen Turnierverlauf mag bei den Südeuropäern vor der entscheidenden Partie in der Hauptstadt Brasília aber sowieso kaum noch jemand an ein Weiterkommen glauben.
Wie bei den chaoserprobten Westafrikanern, die wochenlang auf ihre versprochenen WM-Antrittsgagen warten mussten und nach Medienberichten am Dienstag sogar einen Trainingsboykott verhängten, war auch in Paulo Bentos Team die Vorbereitung von vielen Problemen überschattet: den Verletzungssorgen, der Enttäuschung über die bisherigen Auftritte und vor allem dem Dauerthema Ronaldo.
Der Superstar ist erkennbar nicht fit angesichts seiner Entzündung im linken Knie. In seiner derzeitigen Verfassung ist er für die Mannschaft eher eine Belastung als eine Hilfe. Der Weltfußballer verrichtet kaum Defensivarbeit, andere müssen für ihn ständig mitlaufen. Außerdem nervt es viele Spieler, immer nur nach „CR7“ gefragt zu werden. „Cristiano ist genauso enttäuscht wie alle anderen Spieler“, sagte der frühere Nationaltrainer und heutige Verbands-Vizepräsident Humberto Coelho. „Cristiano hat hart dafür gearbeitet, um zu gewinnen. Aber genauso wie das gesamte Team war er bislang nicht in der Verfassung, um auch gewinnen zu können.“
Die Frage ist: Wer soll die dringend benötigten Tore schießen? Unter den vier verletzten Spielern sind in Hugo Almeida und Helder Postiga beide Mittelstürmer. Ersatzmann Eder von Sporting Braga hat kein WM-Format und Ronaldo: siehe oben. Von daher bleiben einzig Durchhalteparolen. „Wir müssen das Spiel so angehen, als wäre es das letzte in unserem Leben“, sagte Ricardo Costa. Für einige Portugal-Kicker könnte dies sogar der Fall sein ...