Die Ruhe vor dem Sturm - US-Militärberater bereiten Irak-Einsatz vor
Washington/Bagdad (APA/dpa) - Noch ist unklar, in welchem Umfang die USA bei den Kämpfen gegen die Islamisten im Irak eingreifen werden. Fes...
Washington/Bagdad (APA/dpa) - Noch ist unklar, in welchem Umfang die USA bei den Kämpfen gegen die Islamisten im Irak eingreifen werden. Fest steht: Mehr als 130 Spezialkräfte kümmern sich bereits vor Ort um den Aufbau der nötigen Infrastruktur.
Bis zu drei Dutzend Überwachungsmissionen fliegen die USA derzeit nach eigenem Bekunden jeden Tag über dem Irak. Doch das allein reicht Washington nicht aus, um sich ein vollständiges Bild der Lage am Boden zu machen, wie John Kirby, Sprecher des Verteidigungsministeriums, am Dienstag erklärte. Während die Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien (ISIS) weiter vorrücken, trifft das Pentagon erste Maßnahmen für einen Einsatz der US-Streitkräfte.
Seit dem Eintreffen von 90 weiteren Soldaten am Dienstag befinden sich nun 130 US-Militärberater in dem arabischen Land. Sie sollen laut Kirby in den nächsten Tagen um weitere 50 Mann verstärkt werden. Aufgabe dieser Spezialkräfte sei es, die Sicherheitslage zu beurteilen und zwei Operationsbasen mit den irakischen Streitkräften einzurichten, eine in Bagdad und eine im Norden des Landes, sagte Kirby. Insgesamt hatte US-Präsident Barack Obama vergangene Woche bis zu 300 Berater versprochen.
Washington habe mit der Entsendung der Berater gewartet, bis Bagdad diesen „dieselben Vorrechte und Immunitäten wie dem diplomatischen Korps in Bagdad geboten hat“, sagte Kirby. Nach ihrem Einmarsch 2003 zogen die USA Ende 2011 ihre letzten Soldaten aus dem Irak ab. Eine Vereinbarung über den Verbleib von US-Ausbildern im Land war damals nicht zustande gekommen, weil die Regierung unter Ministerpräsident Nuri al-Maliki den Amerikanern keine Immunität zugestehen wollte.
Die US-Militärberater würden sich zudem einen Überblick über den Zustand der irakischen Streitkräfte verschaffen und Geheiminformationen über die Lage am Boden sammeln, sagte der Pentagon-Sprecher. Obama hatte Luftangriffe zwar nicht ausgeschlossen, aber darauf bestanden, dass ein erster Schritt die Bildung einer neuen irakischen Regierung sein müsse. Hintergrund ist die von Schiiten dominierte Regierung unter Maliki, die Sunniten seit Jahren von allen wichtigen politischen Posten im Irak fernhält. Sunnitische Terrorgruppen wie ISIS bekämpfen Schiiten, die sie als „Abweichler“ von der wahren Lehre des Islams ansehen.
Allerdings hatte US-Außenminister John Kerry jüngst angedeutet, dass Obama einen Angriff auch vor einer solchen Regierungsbildung befehligen könnte. Der Präsident hatte entsprechende Erwartungen aber wieder in einem Interview mit der Feststellung gedämpft, dass die USA nicht über ausreichend Feuerkraft verfügten, um damit ein ganzes Land zusammenzuhalten.
Bereits in der vergangenen Woche hatte Washington zusätzlich 170 Sicherheitskräfte nach Bagdad entsandt, um die dortige Botschaft zu schützen. Darunter sind 50 Mitglieder einer Anti-Terror-Einheit sowie 120 Soldaten mit Hubschraubern und medizinisches Personal.