Mit Quote, aber ohne Maulkorb
Selma Yildirim führt die SP-Frauen an und ist Stellvertreterin des neuen Parteichefs. Der muss am Samstag aber erst gewählt werden.
Die SPÖ will weiblicher, linker und jünger werden. Von 3183 SPÖ-Mitgliedern sind aber nur 843 weiblich. Wie wollen Sie denn die jungen Frauen erreichen?
Selma Yildirim: Da werden wir viel Einsatz zeigen müssen. Viele Errungenschaften der Frauenpolitik werden von der jungen Generation als selbstverständlich hingenommen. Unterschwellige Attacken, die gläserne Decke und die unzureichende Kinderbetreuung sind Dinge, auf die wir hinweisen müssen.
Sie sind ob Ihrer Funktion Stellvertreterin des neuen Parteichefs. Eine Funktion, die bis dato nicht wirklich mit Leben erfüllt war. Werden Sie das ändern?
Yildirim: Das stimmt. Die Position ist noch nicht entsprechend verankert. Ich lasse mir auf jeden Fall keinen Maulkorb umhängen. Ich bin eine unbequeme Frau und werde mich zu Wort melden.
Einige Ihrer Parteifreunde fordern eine Erneuerung der Partei und im Landtagsklub. Und Sie?
Yildirim: Klubobmann Reheis ist seit der Landtagswahl legitimiert. Wenn die Abgeordneten und der Klubobmann gut für die Partei arbeiten und bis zum letzten Tag bleiben wollen, dann ist das für mich auch okay. Wichtig ist unser Reformprozess, der die Partei auf neue Beine stellt.
Was müsste sich in der SPÖ ändern, damit sie wieder erfolgreich wird?
Yildirim: Die Basis muss stärker eingebunden werden und soll wieder mitreden können. Ich habe keine Angst vor der Basis. Für die Funktionäre gilt, raus aus den Gremien, mehr Bodenhaftung und hin zu den Leuten.
Die ÖVP-Frauenchefin hat in einem TT-Interview gemeint, Frauen würden zu oft die Ihnen angebotenen Chancen nicht nützen. Können Sie da mit?
Yildirim: Hinter dieser Aussage stehe ich nicht. Frauen werden nicht ermutigt, etwas zu tun, Männer schon. Es existiert immer noch eine Hemmschwelle und die gilt es zu überschreiten.
Braucht es die Quote noch?
Yildirim: Sie ist notwendig und zeitgemäß. Sie ist ein frauenpolitisches Instrument, das Bewegung bringt. Ich sehe auch eine Quote in den Aufsichtsräten für landesnahe und landeseigene Unternehmen.
Wenn die Partei linker wird, wird das Binnen-I dann zum Programm?
Yildirim: Ich glaube an die Kraft der Sprache und deshalb halte ich Gendern für wichtig. Die sprachliche Gleichstellung gehört forciert. Feminismus heißt für mich Gleichberechtigung.
Am Samstag wird Ingo Mayr neuer Parteichef. Was erwarten Sie sich von ihm?
Yildirim: Er wird endlich wieder Bewegung in die Partei bringen.
Das Gespräch führte Anita Heubacher