Verteidigung fordert Freispruch von Ex-Risikochef der HSH-Nordbank
Hamburg (APA/Reuters) - Im Untreue-Prozess gegen das ehemalige Spitzenmanagement der HSH-Nordbank hat auch die Verteidigung des früheren Ris...
Hamburg (APA/Reuters) - Im Untreue-Prozess gegen das ehemalige Spitzenmanagement der HSH-Nordbank hat auch die Verteidigung des früheren Risikovorstands auf Freispruch plädiert.
Es gebe keinen Anhaltspunkt dafür, dass Hartmut Strauß beim Abschluss der umstrittenen „Omega“-Transaktion vor sechseinhalb Jahren bewusst Pflichten verletzt oder dies billigend in Kauf genommen habe, sagte sein Anwalt am Montag vor dem Hamburger Landgericht. „Herrn Strauß würde mit einer Verurteilung Unrecht geschehen, ich beantrage daher den Freispruch meines Mandanten.“
Rechtsanwalt Reinhard Daum sagte in seinem Schlussplädoyer, Strauß sei während seiner Tätigkeit als Risikochef als integrer, pflichtbewusster und sorgfältig arbeitender Vorstand in der Bank bekannt gewesen. Er habe der Transaktion „nicht aus Laxheit“ zugestimmt, sondern weil er sich ausreichend informiert gesehen habe. „Ihm fehlte das Bewusstsein, dass die Kreditvorlage falsch sein könnte.“ Am Nachmittag sollten die Verteidiger der übrigen drei Angeklagten ihre Plädoyers halten. Ein Urteil könnte dann am Montag gesprochen werden.
Bereits die Verteidiger der beiden früheren Bankchefs Dirk Jens Nonnenmacher und Hans Berger hatten erklärt, ihre Mandanten seien nicht schuldig. Ein der Bank im Zuge des Wertpapiergeschäfts unter dem Codenamen „Omega 55“ entstandener Schaden können ihnen nicht angelastet werden.
Die Anklage wirft Nonnenmacher und seinen früheren Vorstandskollegen Untreue in einem besonders schweren Fall vor. „Dr No“, wie Nonnenmacher intern bei der HSH genannt wurde, und der frühere Kapitalmarktvorstand Joachim Friedrich sind zudem der Bilanzfälschung beschuldigt. Die insgesamt sechs Angeklagten will die Staatsanwaltschaft zu Haftstrafen zwischen zehn und 22 Monaten auf Bewährung verurteilt sehen und fordert zudem Geldstrafen in unterschiedlicher Höhe.
Zu Beginn der Gerichtsverhandlung vor fast einem Jahr war es der erste Prozess überhaupt, in dem ein kompletter Bankvorstand wegen Ereignissen während der Finanzkrise auf der Anklagebank saß. Inzwischen müssen sich auch Spitzenmanager anderer Geldhäuser vor Gericht verantworten, darunter in München frühere Vorstände der Bayerischen Landesbank und der Immobilienbank Hypo Real Estate.