Etihad vor Einstieg bei angeschlagener Airline Alitalia

Abu Dhabi/Rom (APA/Reuters) - Air-Berlin-Großaktionär Etihad steht vor dem Einstieg bei der angeschlagenen Alitalia und kommt damit dem Ziel...

Abu Dhabi/Rom (APA/Reuters) - Air-Berlin-Großaktionär Etihad steht vor dem Einstieg bei der angeschlagenen Alitalia und kommt damit dem Ziel einer eigenen europäischen Flugallianz näher. Nach einem monatelangen Verhandlungsmarathon um die krisengeschüttelte italienische Airline teilte die arabische Fluggesellschaft am Mittwoch mit, sich im Grundsatz auf die Übernahme von 49 Prozent an Alitalia geeinigt zu haben.

Beide Konzerne wollten das Geschäft nun so schnell wie möglich abschließen. Dies hänge jedoch von der Zustimmung der Kartellbehörden ab. In Europa hält die finanzstarke Airline vom Persischen Golf bereits knapp 30 Prozent an der hoch verschuldeten zweitgrößten deutschen Fluglinie und Niki-Mutter Air Berlin.

Der Alitalia-Verwaltungsrat hatte das Angebot der arabischen Gesellschaft bereits vor knapp zwei Wochen akzeptiert. Etihad will in den kommenden vier Jahren bis zu 1,25 Milliarden Euro in Alitalia stecken. Das Geld soll für eine Kapitalerhöhung sowie für Flugzeuge, Ausbildungsprogramme und Ausrüstung verwendet werden. Die Verhandlungen zwischen Etihad und Alitalia ziehen sich allerdings schon seit Dezember hin. Streitpunkte waren vor allem der von Etihad geforderte Stellenabbau sowie die Umstrukturierung der Schulden. Früheren Angaben zufolge wollen die Araber jede siebente der insgesamt 14.000 Stellen streichen. Welche Zugeständnisse Alitalia nun gemacht hat, wurde zunächst nicht bekannt.

„Ich bin zuversichtlich, dass die Transaktion zu einem guten Ende kommt“, sagte Italiens Verkehrsminister Maurizio Lupi. In Kürze seien Treffen mit den Gewerkschaften und dem Arbeitsminister geplant, um die möglichen Stellenstreichungen zu erörtern. Bei Gesprächen mit Alitalia-Gläubigern seien bereits entscheidende Schritte gemacht worden. Zu den Kreditgebern gehören die beiden größten Banken des Landes, Intesa Sanpaolo und die Bank-Austria-Mutter UniCredit.

Die italienische Airline steht unter Zeitdruck, da ihr bis August das Geld auszugehen droht. Bereits im vergangenen Jahr hat die Fluggesellschaft ein staatliches Hilfspaket über 500 Millionen Euro erhalten. Alitalia war 2008 privatisiert worden, blieb aber weiterhin Spielball römischer Politiker und Gewerkschafter. Daran ist bisher jede Sanierung gescheitert.

Für Etihad ist der Deal ein großer Coup. Alitalia befördert im Jahr 25 Millionen Passagiere. Zudem ist Italien der viertgrößte Reisemarkt in Europa. Die Pläne der aggressiv wachsenden Golf-Airline sind aber noch viel weitreichender. Drei mit den Verhandlungen vertraute Personen hatten Ende März der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, Etihad wolle Alitalia mit Air Berlin zusammenlegen. Etihad schwebt vor, nach dem Vorbild der von der Lufthansa geführten Star Alliance ein eigenes Airline-Bündnis aus dem Boden zu stampfen. Die Araber haben bereits Anteile an Aer Lingus, Virgin Australia oder der indischen Jet Airways gekauft. Früheren Informationen zufolge soll auch der Anteil an Air Berlin erhöht werden. Air Berlin-Aktien legten am Mittwoch 3,6 Prozent zu.

~ WEB http://www.etihad.com/de-at/

http://www.alitalia.com/ ~ APA571 2014-06-25/16:57