Freizeit

Ohne Augen sieht man mehr

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Licht aus – im Dunkel-Parcours in Hall muss man sich auf Hände, Ohren und Nase verlassen.

Von Dominic Dapré

Hall –Ein schwarzer Vorhang verdeckt die Sicht, aus dem Dunkel dahinter dringt manchmal Gelächter, manchmal ein verschreckter Schrei. Die vielen Schülerinnen und Schüler, die davor warten, grinsen sich an – betont lässig, vielleicht ein wenig nervös. Als sich dann der Vorhang lichtet, eröffnet sich den staunenden Gesichtern eine Welt, die sie so noch nicht gesehen haben. Und selbst wenn sie wollten, könnten sie nichts erkennen – höchstens ertasten, riechen und hören.

Denn die vielen Überraschungen, die der Verein „SINNE“ als Erlebnisparcours im Salzlager Hall aufgebaut hat, liegen in völliger Dunkelheit. Offene Augen nützen hier nichts – voller Körpereinsatz und Teamwork sind gefragt. „Wir laufen gerade einen Waldweg entlang“, erzählt einer der verborgenen Parcoursführer den Schülern: „Erfühlt mal den Boden!“ Viele Hände tasten nach unten, streichen erstaunt über echtes Gras.

Die Reaktionen sind oft die gleichen. „Und genau das wollen wir: unsere Besucher erfreuen und entschleunigen. Wir wollen nicht zeigen, wie man sich als Blinder fühlt. Das könnten wir so auch nicht“, erklärt Vereinsvorsitzender Johannes Voller. Seit über 17 Jahren organisiert und koordiniert er die Dunkel-Erlebniswelten: „Wenn man nichts sieht, sondern nur hört, fühlt und riecht, kann man sich wegträumen. Als würde man am Strand liegen, die Augen schließen und alles aufnehmen, was rundherum passiert.“ Vergleichbare Angebote hätten oft den Anspruch, den Sehenden die Welt der Blinden näherzubringen. „Unser Konzept ist da europaweit einzigartig“, meint Voller.

Völlig ohne Ziel sind die Gäste aber nicht unterwegs: Ein unsichtbares Café gilt es zu finden, zu Land und sogar zu Wasser. Spätestens dort trifft man auf Franz Kirnbauer. Der 52-Jährige schippert im Erlebnisparcours als Kapitän der „MS Darkness“ seine Passagiere über die Gewässer des imaginären Dunkelsteiner Sees. Nebenbei hat er die komplette Geräuschkulisse für den Parcours konzipiert. Schäumende Brandung, Schiffsmotoren, Hafenarbeiter – alles kein Problem für den Versicherungsangestellten mit dem geschulten Gehör: „Ich bin hobbymäßig Tontechniker und Musiker, das hat natürlich geholfen. Hauptsächlich verlasse ich mich aber auf meine Ohren.“

Interessenten ab sechs Jahren steht der Dunkel-Parcours in Hall noch bis zum 3. Juli offen, telefonische Reservierung unter 0664/2003939 wird erbeten.

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