Wenn das Meer zu laut rauscht: Bizarre Beschwerden im Urlaub
Zu viele Wolken, zu große Fische und ungewollte Schwangerschaften – kuriose Urlaubsbeschwerden gibt es wie Sand am Meer. Einige davon stammen von Tirolern.
Von Miriam Hotter
Innsbruck –Wie heißt es so schön: Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Doch während die meisten Urlauber beim anschließenden Foto-Abend von ihren schönsten Erlebnissen berichten, klagen andere ihr Reise-Leid. Der Skurrilität sind dabei oft keine Grenzen gesetzt.
Wie kurios manche Reklamationen sein können, zeigt eine Untersuchung der britischen Zeitung Daily Telegraph und beruft sich dabei auf die Angaben des Reiseveranstalters Thomas Cook und der ABTA (Association of British Travel Agents). Ein Urlauber beschwerte sich zum Beispiel darüber, dass der Strand viel zu sandig gewesen sei. Ein britisches Pärchen klagte, statt der gebuchten zwei Einzelbetten ein Doppelbett erhalten zu haben. „Jetzt bin ich schwanger. Das wäre nicht passiert, wenn wir das von uns gebuchte Zimmer bekommen hätten“, so die Klage der Urlauberin. Jetzt könnte man sagen: „Die spinnen, die Briten.“
Von wegen! Die Tiroler stehen den Insulanern nämlich in nichts nach. Das weiß Nadja Geisler von der Restplatzbörse in Innsbruck. „Wir hatten Kunden, die einen Wasserbungalow auf den Malediven gebucht hatten. Das Paar beschwerte sich über das Meeresrauschen, das viel zu laut gewesen sei.“
Eine weitere kuriose Urlaubsbeschwerde eines Tiroler Ehepaares ist vor ein paar Jahren bei Christophorus-Reisen eingegangen. „Sie waren sauer, weil der Toiletten-Vorleger und der Bad-Vorleger farblich nicht zusammenpassten“, berichtet eine Mitarbeiterin. Wie sie darauf reagierte? „Man muss sich auch für diese Gegebenheiten entschuldigen.“ Auch wenn man meistens nichts dafür könne.
Für das Wetter kann man bekanntlich auch nichts. Trotzdem beschwerte sich ein Tiroler bei Ruefa-Reisen darüber, dass er vor lauter Wolken den Vulkan auf Bali nicht sah. Gerd Schiller vom Innsbrucker Büro bearbeitete damals diesen „Fall“. „Das war wirklich verrückt.“
Das war aber noch nicht alles : Gut im Gedächtnis geblieben ist ihm außerdem eine Tiroler Familie, die Urlaub in Ägypten gemacht hat: „Die Mutter war sehr verärgert, weil ich sie nicht gewarnt habe, dass es dort große Fische im Meer gibt. Ihre Kinder hätten sich vor einem Rochen sehr erschrocken.“
Manche Urlauber freuen sich sogar, wenn etwas schiefläuft. „Es gibt Menschen, die beschweren sich immer – komme, was wolle“, weiß die ehemalige Reiseleiterin Charlotte Ludwig aus Wien. „Mein früherer Arbeitgeber legte sogar eine Datenbank an. Denn es waren oft dieselben Kunden, die nach Ferienende etwas zu reklamieren hatten.“
Der Grund liegt für Ludwig auf der Hand: Die Urlauber wollten ihr Geld zurück. Die Wienerin ist sich sicher, dass es Menschen gibt, die sich schon vor dem Urlaub Gedanken machen, worüber sie sich beschweren könnten.
Heute leitet Ludwig eine PR-Agentur für Tourismus – und hat immer noch mit Beschwerden zu tun. „Aktuell bearbeite ich die Klage eines Mannes, der als Stammgast Urlaub in einem Hotel in der Steiermark machte“, erzählt sie. Der Kunde regte sich darüber auf, dass er im Restaurant nicht denselben Tisch bekommen hat wie all die Jahre zuvor. „Viele Stammgäste glauben, sie hätten Sonderrechte“, sagt Ludwig.
So auch ein ehemaliger Kunde, der sie mitten in der Nacht aus dem Bett jagte. „Ein Urlauber rief mich um zwei Uhr nachts aus Rhodos an, weil er seinen Zimmerschlüssel verloren hatte. Ich sollte von daheim aus einen Ersatzschlüssel besorgen.“ Dabei habe jedes Hotel für solche Fälle einen Zweitschlüssel parat. „Doch auf die Idee, an der Rezeption nachzufragen, kam er nicht“, sagt Ludwig. „Seitdem weiß ich: Es gibt nichts, was es nicht gibt.“