Russische Kunst in Wien: Belvedere beleuchtet wenig bekannte Epoche
Wien (APA) - Es ist eine kaum beleuchtete Epoche der Kunstfreundschaft zweier Länder, die das Belvedere mit seiner Ausstellung „Silver Age“ ...
Wien (APA) - Es ist eine kaum beleuchtete Epoche der Kunstfreundschaft zweier Länder, die das Belvedere mit seiner Ausstellung „Silver Age“ bis 28. September in den Fokus rückt: „Der Begriff bezeichnet eigentlich das literarische Schaffen in Russland zur Zeit des Fin de Siecle“, erläuterte Museumschefin Agnes Husslein-Arco bei der heutigen Pressekonferenz. „Wir haben uns den Begriff für die Kunst ausgeborgt.“
Schon 1901 und 1908 wurde die moderne russische Kunst jener Zeit in der Wiener Secession ausgestellt und auch gut rezipiert. Die Moderne Galerie, die Vorgänger-Institution des Belvedere, erwarb damals drei Werke, und selbst Gustav Klimt, der in Russland bereits ein gewisses Ansehen genoss, habe ein Werk gekauft, wie Husslein erzählte - „wie könnte es anders sein, einen Liebesgott natürlich.“
Die engen künstlerischen Verbindungen zwischen Wien, St. Petersburg und Moskau seien kunsthistorisch bisher so gut wie nicht bearbeitet worden, obwohl der Austausch fruchtbar gewesen sei. Dass die Zeit des russischen Jugendstils - und damit Künstler wie Michail Wrubel, Leon S. Bakst und Boris Kustodijew oder Gruppen wie „Welt der Kunst“ (Mir Iskusstwa) und „Blaue Rose“ (Golubaja Roza) - nun eingehendere Betrachtung finden, ist dem russischen Gastkurator Konstantin Akinsha zu verdanken, der sich während seiner Residency in Wien des Themas annahm.
Gemeinsam mit Alfred Weidinger gestaltete er im Unteren Belvedere mehrere Räume, in denen der russische Symbolismus in wandfüllenden Ölgemälden ebenso nachvollzogen werden kann wie die Zeit des Ballets Russes in Bühnenbildern und erstmals ausgestellten Kostümentwürfen, sowie einen ausführlichen Katalog, der „als Grundlage für alle weiteren Forschungen zum Thema“ dienen werde, so Husslein überzeugt.
In den letzten beiden Räumen machen Weidinger und Akinsha den politischen und künstlerischen Kontext anhand von Propagandaplakaten, die bereits 1921 von der KPÖ in Österreich ausgestellt wurden, sowie anhand von raumgreifenden Schlagzeilenpostern deutlich. Dass die Ausstellung dadurch optisch nicht besonders kohärent wirkt, ist wohl nicht zuletzt dem Umfang des Themas und der mehr wissenschaftlichen als künstlerischen Herangehensweise geschuldet. Zwei Tage nach dem Besuch von Präsident Wladimir Putin bleiben die Russen dennoch Thema in der Hauptstadt.
(S E R V I C E - „Silver Age - Russische Kunst in Wien um 1900“, 27. Juni bis 28. September im Unteren Belvedere, Prinz-Eugen-Straße 27, 1030 Wien, www.belvedere.at - Zur Ausstellung ist ein Katalog erhältlich, hg. von Agnes Husslein-Arco und Alfred Weidinger im Eigenverlag, 280 Seiten, 39 Euro.)
(B I L D A V I S O - Pressebilder sind auf der Webseite des Belvedere unter www.belvedere.at/presse kostenlos downloadbar)