Kleines Wachstum, Ruf nach Entlastung
IHS-Chef fordert 12-Milliarden-Steuerreform. Wirtschaftsprognosen wurden erneut gesenkt.
Innsbruck –Die Zeit reif für eine große Steuerreform, sehen die Chefs des Wirtschaftsforschungssinstitutes (Wifo) Karl Aigner und des Institutes für Höhere Studien (IHS) Christian Keuschnigg. Nur über die Form und die Höhe der steuerlichen Entlastung herrscht bei den beiden Wirtschaftsexperten Uneinigkeit.
Für eine rasche Ansage, dass der Steuerkeil ab nun jährlich etwas zurückgehe, plädiert Wifo-Chef Aigner. Um das fünfte Reallohnminus in Folge zu vermeiden, reiche heuer eine Entlastung des Faktors Arbeit von 100 bis 200 Mio. Euro aus. Danach müssten die Konsumenten kontinuierlich weiter entlastet werden, so Aigner. Im Gegenzug könne man etwa fossile Energien höher besteuern. Zusätzlich sieht er Abbaumöglichkeiten bei Steuerprivilegien und mancherorts „unverständlich geringen Umsatzsteuern“. Der Wifo-Chef spricht sich erneut für eine Vermögensbesteuerung aus. Insgesamt müsste laut Aigner eine Steurreform ein Volumen von mindestens sieben Mrd. Euro haben.
IHS-Chef Keuschnigg sieht das Entlastungspotenzial mit rund 12 Milliarden Euro weit höher. Vorausgesetzt die Regierung will die Steuer- und Abgabenquote von 45 auf 40 Prozent senken. Keuschnigg fordert ebenfalls eine rasche Umsetzung der Steuerreform, spricht sich aber gegen eine Vermögensbesteuerung aus. „Eine Kapitalertragssteuer wäre eine bessere Alternative, so der IHS-Chef.
Ihre Wirtschaftsprognosen für haben die Institute erneut gesenkt. Das Wifo rechnet für 2014 nur noch mit einem Wachstum von 1,4 bis 1,5 % statt wie bislang angenommen 1,7 %. Für 2015 erwartet das Wifo einen Anstieg von 1,7 %, das IHS hat seine Erwartungen von zwei auf 1,9 % reduziert. Das Wachstum bleibt damit weiterhin zu gering, um die steigende Arbeitslosigkeit einzudämmen. Obwohl die Zahl der unselbstständig Beschäftigten weiter ansteigen wird, soll die Arbeitslosigkeit von heuer auf 8,1 % klettern, nach 7,6 % im vorigen Jahr.
Die Weltwirtschaft werde laut Wifo 2014 um 3,3 und 2015 um 3,7 % wachsen. Das Wachstum im Euroraum fällt mit 1 % heuer wieder bescheiden aus. (APA)