vorarlberg museum ehrt Sozialreformer und Autor Franz Michael Felder
Bregenz (APA) - Um den Bregenzerwälder Franz Michael Felder, geboren 1839 in Schoppernau, ranken sich viele Geschichten. Für die einen ist e...
Bregenz (APA) - Um den Bregenzerwälder Franz Michael Felder, geboren 1839 in Schoppernau, ranken sich viele Geschichten. Für die einen ist er einer der wichtigsten Dichter Vorarlbergs, für die anderen ein Rebell. Zum 175. Geburtstag Felders präsentiert das vorarlberg museum von 28. Juni bis 16. November in seiner Sommerschau das außergewöhnliche Leben und Wirken des Autors und Gesellschaftskritikers.
Die Ausstellung mit dem Titel „Ich, Felder. Dichter und Rebell“ stellt den unbequemen Denker im seinem 175. Geburtsjahr in innovativer und zeitgemäßer Form ins Zentrum, wie die Kuratorin des Hauses Theresia Anwander am Mittwoch bei einer ersten Führung durch die Schau betonte. Gemeinsam mit Ulrike Längle und Jürgen Thaler vom Franz-Michael-Felder-Archiv der Vorarlberger Landesbibliothek ist es ihr gelungen, die vielschichtige Persönlichkeit und umfassende Werke des Bregenzerwälders, dessen Ruhm bereits zu seinen Lebzeiten bis nach Übersee reichte, in drei Abschnitten abwechslungsreich und bewegend darzustellen.
Gestorben mit nur 29 Jahren konnte der als einziger Sohn eines Bauern geborene Felder auf ein sehr bewegtes, wenn nicht gar dramatisches Leben zurückblicken. Ohne jede großartige Schulbildung war er der erste Bauer, der selbst in Romanen und Erzählungen Geschichten über das Dorfleben schrieb und damit weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt wurde. Aber nicht nur die Literatur beschäftigte den sozialkritisch denkenden Mann. Als Sozialreformer zielte er darauf ab, die Produzenten seiner Heimat unabhängig zu machen und ihnen den Gewinn ihrer Arbeit auch selbst zukommen zu lassen. Zu diesem Zweck gründete Felder 1866 eine Sennerei-Genossenschaft, in der Bauern, Alpbesitzer und Sennereien ihren Käse selbst vermarkten konnten.
Mit der Gründung der „Vorarlberg‘schen Partei der Gleichberechtigung“ ging der „Wälder“ noch einen Schritt weiter, indem er unter anderem mit der Forderung nach einer allgemeinen geheimen und direkten Wahl die gesamte Habsburgermonarchie infrage stellte. Kein Wunder, dass sein soziales und politisches Wirken heftigen Widerstand in seiner Heimat erzeugte. Dieser reichte von Anfeindungen seines erbittertsten Rivalen, des Schoppernauer Pfarrers Johann Georg Rüscher, bis hin zu Morddrohungen. Auch der frühe Tod seiner geliebten Frau Anna Katharina wurde bis zum heutigen Tag nicht eindeutig geklärt und gibt immer wieder Spekulationen über Fremdverschulden Nahrung.
Der erste Teil der Ausstellung widmet sich auf geschlungenen, mäanderartigenden Wegen durch den Ausstellungsraum der ereignisreichen Biografie Felders: Dem Verlust eines Auges, seiner „Lesewut“, der großen Liebe seines Lebens Anna Katharina, mit der Felder ein gemeinsames Tagebuch führte, seinem Netzwerk an Freunden und den Widerständen und Anfeindungen gegen sein Handeln. Ein kreisförmig gestalteter Raum beschäftigt sich im zweiten Teil mit den eigentlichen Werken Felders. Loungeartige Sitzgelegenheiten geben die Möglichkeit, zu verweilen und in Büchern des Autors zu lesen.
Eine Neuinterpretation des talentierten Vorarlbergers erlaubt der dritte Teil der Sommerschau. So werden etwa vier Romane Felders von Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur kurzweilig nacherzählt, filmisch gestaltete Interviews erörtern die Umstände des Todes, aber auch das Horoskop und ein grafologisches Gutachten des Dichters und Denkers.
Modernen Medien übernehmen überhaupt einen wichtigen Part in „Ich, Felder. Dichter und Rebell“. Sie sollen den Geist des großen Vorarlbergers nahe an die Besucher heranbringen. So hört man unter anderem Zitate aus den Werken Felders und aus Briefen seiner Frau, sieht auf großen Projektionsflächen Videoeinspielungen von Lebens- und Wirkungsorten des Denkers in der heutigen Zeit und wird selbst eingeladen, Auszüge aus den Romanen über ein Mikrofon laut vorzulesen.
(S E R V I C E - „Ich, Felder. Dichter und Rebell“, Ausstellung im vorarlberg museum, 28. Juni bis 16. November; http://www.vorarlbergmuseum.at)