Fußball-WM: Messi brachte Argentinien fast solo durch Gruppenphase
Porto Alegre (APA/dpa) - Als eines von nur drei Teams in den Gruppen A bis G neben den Niederlanden und Kolumbien hat Argentinien die WM-Vor...
Porto Alegre (APA/dpa) - Als eines von nur drei Teams in den Gruppen A bis G neben den Niederlanden und Kolumbien hat Argentinien die WM-Vorrunde mit drei Siegen abgeschlossen. Belgien hatte am (heutigen) Donnerstag noch die Chance, daraus ein Quartett zu machen. Überzeugt hat die „‘Albiceleste“ in der ersten Turnierphase aber nicht restlos, die maximale Punkteausbeute ist primär Lionel Messi zu verdanken.
Mit zwei Toren beim 3:2-Sieg am Mittwoch in Porto Alegre zum Gruppe-F-Abschluss gegen die mit ihnen ins Achtelfinale aufgestiegenen Nigerianer stockte der Barcelona-Superstar sein Torkonto auf vier Treffer auf und zog damit an der Spitze der Torschützenliste mit seinem brasilianischen Club-Kollegen Neymar gleich. Beide sind im Rennen um den Titel „WM-Superstar“ damit weiter gut im Rennen.
Als Mannschaft haben die Argentinier aber noch weniger überzeugt als die mit sieben Zählern ebenfalls als Gruppensieger bilanzierenden Brasilianer. Für den Titel-Co-Anwärter bzw. geografischen Nachbarn des WM-Gastgebers ist zu hoffen, dass sein Superstar verletzungsfrei durch diesen Titelkampf kommt. Im Saisonverlauf hatte Messi berdurchschnittlich oft und lange mit Blessuren zu kämpfen.
Momentan wird der 27-Jährige wie ein Weltmeister gefeiert, der Hype um seine Person interessiert ihn freilich nicht. Vielmehr richtete er nach seinem Austausch gegen Nigeria in Minute 63 bzw. dem Erfolg den Blick auf das Achtelfinale gegen die Schweiz. Dieses findet am Dienstag (18.00 Uhr MESZ) in Sao Paulo statt. „Von jetzt an darfst du dir keinen Fehler mehr erlauben“, sagte Messi wohl auch in Richtung der Teamkollegen.
Die Schwachstellen sind auch Argentiniens Trainer Alejandro Sabella nicht entgangen. „In der Defensive hatten wir manchmal Probleme“, räumte der Coach ein: „Daran müssen wir arbeiten. Wenn in der Runde der besten 16 die Dinge schlecht laufen, fährst du heim.“ Wenige Stunden später beeindruckte wie zur Bestätigung Xherdan Shaqiri beim Schweizer 3:0 gegen Honduras mit einem Triplepack. Der Bayern-Legionär ist wie Messi 1,69 m.
Beide Asse werden mit Selbstvertrauen in dieses Match gehen. Messi erzielte gegen Nigeria seinen ersten WM-Doppelpack bzw. das erste WM-Freistoßtor der Argentinier seit 32 Jahren. „Argentinien feiert dank der Magie des Leo Messi“, schrieb die Zeitung „Clarin“ zu den zwei spektakulären Toren. Ein Aus im Achtelfinale wäre aber ein Desaster, auch in Argentinien zählt nur der Titel.
Zweifel am Potenzial dafür sind im eigenen Land vorhanden - und berechtigt. Denn bei beiden Gegentoren durch Ahmed Musa hinterließ die Viererkette keinen guten Eindruck. „Ohne ihn versinkt die Auswahl in der Konfusion“, schrieb „La Nacion“ am Donnerstag. „Was wäre Argentinien ohne Lionel Messi? Es erschreckt, darüber nachzudenken.“ Die Tageszeitung „Pagina12“ nannte den Kapitän gar eine „Traummaschine“.
Während die Freude Argentiniens über den Sieg durch eine Verletzung von Stürmer Sergio Agüero im linken Oberschenkel getrübt wurde, war das Aufatmen Nigerias über den Achtelfinal-Einzug durch einen erneuten Terroranschlag in der Heimat schwer beeinträchtigt. Der Schock über den tödlichen Bombenanschlag auf ein Einkaufszentrum im Zentrum von Nigerias Hauptstadt Abuja saß auch bei Teamchef Stephen Keshi tief.
Mehr als 20 Menschen kamen bei der Explosion am Mittwochnachmittag ums Leben. Am Tag danach war vorerst noch unklar, inwieweit die Gräueltat in direktem Zusammenhang mit der WM stand. Bereits in der vergangenen Woche hatte es, nur Stunden nach Nigerias erstem WM-Auftritt, bei einem Anschlag während einer Public-Viewing-Veranstaltung in Damaturu mitten in der Begegnung Brasilien-Mexiko 14 Tote gegeben.
„Was machen diese Kerle nur? Sie haben es beim ersten Spiel gemacht und jetzt wieder. Das ist so traurig“, meinte Keshi. Knapp 1.000 nigerianische Fans unterstützten seine Mannschaft beim Spiel gegen die Argentinier in Porto Alegre. Nigerias Kapitän Joseph Yobo versprach, die Mannschaft wolle alles tun, um mit positiven Schlagzeilen in Brasilien wenigstens für etwas Hoffnung und Ablenkung in der Heimat zu sorgen.
Für das Achtelfinale am Montag (18.00 Uhr MESZ) in Brasilia gegen Frankreich verlangte Keshi, dass seine Spieler den Respekt ablegen. „Wir müssen noch härter arbeiten, um ins Viertelfinale zu marschieren“, erkannte auch Doppeltorschütze Musa. Kapitän Yobo lobte nach seinem 100. Länderspiel für Nigeria: „Die Jungs haben alles gegeben. Ich bin total stolz auf sie.“ Wenn nur die schrecklichen Bilder aus der Heimat nicht wären.