Gesellschaft

180.000 km und ein Crash

Florian Draxl war Radprofi und erlitt bei einer Trainingsfahrt im Sellraintal ein Schädel-Hirn-Trauma. Er hofft, dass Michael Schumacher so viel Glück hat wie er.

Von Alexandra Plank

Innsbruck –Florian Draxl ist 33 Jahre alt und mit seinem Leben zufrieden. Der junge Mann arbeitet in der Bettenzentrale an der Klinik Innsbruck, wo er sich sehr wohl fühlt. Rein äußerlich sieht man dem Inzinger nicht an, dass er an einem schweren Schädel-Hirn-Trauma leidet. Nur wenn er aufgeregt ist, verhaspelt er sich beim Reden. „Ich bin 180.000 Kilometer in meinem Leben mit dem Rad gefahren und hatte nur einen schweren Unfall“, sagt er. Dieser Unfall sollte aber sein Leben grundlegend verändern. Mit 80 km/h und Helm stürzte er mit 16 Jahren bei einer Trainingsfahrt im Sellraintal schwer. Die Rettungskette funktionierte gut, dennoch lag er fünf Wochen lang im Koma. „Das Erste, woran ich mich erinnern kann, als ich aufgewacht bin, war, dass ein entfernter Verwandter an meinem Bett stand und ich habe mir gedacht, warum besucht mich denn der?“ Nach drei Wochen wurde bei Draxl die Aufwachphase eingeleitet. „Ich hatte einen enormen Druck im Kopf, sie mussten mir einen Teil des Schädels öffnen“, sagt Draxl. Es sei aber sein Glück gewesen, dass er ein ausgezeichnetes Sportlerherz habe und das Gehirn ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurde.

Die Zeit der Rehabilitation war sehr mühsam. Monatelang war Draxl an der Innsbrucker Klinik, dann folgten Reha-Aufenthalte unter anderem in Hoch-Zirl und München. Der junge Mann wurde nicht nur aus seiner schulischen Ausbildung herausgerissen, er besuchte die Handelsakademie, sondern auch seine glänzende Karriere als Radsportler wurde unterbrochen. So war Draxl etwa dreifacher österreichischer Staatsmeister. Doch auch nach seinem Unfall schwang er sich wieder auf das Rad und gewann nur 15 Monate nach seinem Horrorcrash die österreichische Bergmeisterschaft. An die Profikarriere konnte er dennoch nicht mehr anschließen: „Dafür fehlte mir das notwendige Vitamin B“, so Draxl.

Mittlerweile interessiere ihn das auch nicht mehr: „Im Spitzenradsport geht heute nichts mehr ohne Doping. Da steigt man zuerst hoch hinauf und fällt dann umso tiefer.“

Heute freut es ihn, nur zum Spaß beim Ötztal Marathon mitzufahren. Die Ereignisse rund um Ex-Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher hat Draxl genau verfolgt. „Ich wünsche Michael Schumacher viel Glück. Ich hoffe für ihn und seine Familie, dass er sich so gut erholen wird wie ich. Die ersten drei Wochen sind entscheidend und zum Glück gibt es ja immer wieder Wunder.“

Florian Draxl arbeitet seit heuer nur noch 20 Stunden in der Bettenzentrale der Klinik. „Es ist auf Dauer für mich zu stressig, Vollzeit zu arbeiten“, sagt er.

Für Sie im Bezirk Innsbruck unterwegs:

Renate Perktold

Renate Perktold

+4350403 3302

Verena Langegger

Verena Langegger

+4350403 2162

Michael Domanig

Michael Domanig

+4350403 2561