Alte Bekannte und frischer Wind: Festivalsommer in Aix und Avignon

Aix-en-Provence/Avignon (APA) - Einige bereits von den Wiener Festwochen bekannte Highlights und jede Menge frischer Wind erwartet Theater- ...

Aix-en-Provence/Avignon (APA) - Einige bereits von den Wiener Festwochen bekannte Highlights und jede Menge frischer Wind erwartet Theater- und Opernfans im Juli bei den beiden großen Festivals in Aix-en-Provence und Avignon. Gespannt sein darf man etwa auf Katie Mitchells szenische Interpretation der Bach-Kantaten, Antu Romero Nunes‘ „Don Giovanni. Letzte Party“ oder Händels Opern-Rarität „Ariodante“.

Musik, Poesie, Theater und bildende Kunst - „alle Elemente, die die Magie der Oper ausmachen“ - stehen heuer im Zentrum des Festivals von Aix-en-Provence, das von 2. bis 24. Juli zum 66. Mal in Frankreichs Süden lockt. Das wie immer hochkarätige und nicht minder vielfältige Programm spannt sich dabei heuer von Klassikern wie Mozarts „Zauberflöte“ über Raritäten wie Händels „Ariodante“ bis hin zu multimedialen Erlebnissen wie der grandiosen Festwochen-Produktion „Winterreise“.

Eröffnet wird der offizielle Opernreigen am kommenden Mittwoch (2. Juli) in Aix mit dem Freiburger Barockorchester unter der musikalischen Leitung des spanischen Dirigenten Pablo Heras-Casado mit Mozarts „Zauberflöte“, die der Brite Simon McBurney in Szene setzen wird. Nach dem Klassiker greift man tags darauf tief ins Archiv der Operngeschichte, wenn Händels Dreiakter „Ariodante“ unter der Leitung von Andrea Marcon in der Regie von Richard Jones erklingt.

Der radikale Opern-Erneuerer Christopher Alden zeichnet für die Inszenierung von Rossinis zweiaktiger Opera buffa „Il turco in Italia“ verantwortlich, am Pult steht ab 4. Juli der auch in Wien oftmals tätige Marc Minkowski. Ein Wiedersehen mit dem Wiener Festwochen-Highlight „Winterreise“ ist einer der Höhepunkte in Aix: Sechs Mal ist William Kentriges bildgewaltige Schubert-Interpretation mit Bariton Matthias Goerne und Markus Hinterhäuser am Klavier zu erleben. Katie Mitchell, die zuletzt in Wien Peter Handkes „Wunschloses Unglück“ am Burgtheater-Kasino inszenierte und auch bei den Salzburger Festspielen mit der Uraufführung „The Forbidden Zone“ zu Gast ist, seziert in Aix die Bach-Kantaten: „Trauernacht“ ist eine Koproduktion mit den Wiener Festwochen, wird also auch in Wien zu sehen sein.

Neben den großen Opern gibt es auch eine Reihe an Konzerten: So steht etwa Paavo Järvi am Pult, wenn das Orchestre de Paris in einer Hommage an den im Vorjahr verstorbenen Regisseur Patrice Chereau Werke von Wagner, Strauss, Tschaikowsky oder Fabio Vacchi zu Gehör bringt. Während an zahlreichen Abenden Bach im Vordergrund steht, bringt etwa ein Abend mit Kompositionen von Francesca Verunelli und Sebastian Rivas Zeitgenössisches zu Gehör (www.festival-aix.com).

Zwei Jahre älter als das Festival von Aix ist jenes in Avignon, das von 4. bis 27. Juli zum 68. Mal, aber erstmals unter der Leitung des Regisseurs Olivier Py, stattfindet. Auf dem Programm stehen mehr als 20 Premieren. Eröffnet wird das Festival im Ehrenhof des Papstpalasts mit Kleists letztem Drama „Prinz Friedrich von Homburg“ in einer Neuinszenierung des Italieners Giorgio Barberio Corsetti, der ab 16. Juli auch Kleists „Familie Schroffenstein“ zeigt.

William Shakespeare Historiendrama „Heinrich VI.“ könnte in einer 18-stündigen Version des Franzosen Thomas Jolly zu einem der Höhepunkte des Festivals werden. Antu Romero Nunes, der in der kommenden Saison am Burgtheater Leo Tolstois „Die Macht der Finsternis“ inszenieren wird, zeigt in Avignon seine radikale Hamburger Mozart-Version „Don Giovanni. Letzte Party“.

Auch zwei Produktionen der Wiener Festwochen sind in Avignon zu sehen: So etwa Alain Platels „Coup Fatal“, in dem eine afrikanische Musikcombo Arien von Georg Friedrich Händel und Christoph Willibald Gluck interpretiert, und Claude Regys Maurice Maeterlinck -Bearbeitung „Interieur“, die in Wien mit radikaler Stille und surrealer Langsamkeit begeisterte.

Thomas Ostermeier ist schließlich mit einer Adaption von Fassbinders „Die Ehe der Maria Braun“ zu Gast, Festival-Leiter Py ist selbst gar mit drei Stücken im Programm vertreten, darunter ab 10. Juli mit seiner griechischen Inszenierung von Yannis Mavritsakis „Vitrioli“ (www.festival-avignon.com).