1914/2014 - „Der Erste Weltkrieg“ als nüchterne Waffenschau im HGM
Wien (APA) - „Kriege gehören ins Museum.“ Das ist nicht nur für ein Museum kein schlechtes Motto, auch wenn sich heute wie ehedem nicht alle...
Wien (APA) - „Kriege gehören ins Museum.“ Das ist nicht nur für ein Museum kein schlechtes Motto, auch wenn sich heute wie ehedem nicht alle daran halten. Der österreichische Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) eilte heute ins Heeresgeschichtliche Museum (HGM), um am Tag vor dem 100. Jahrestag des Sarajevo-Attentats die aufwendig neugestaltete Dauerausstellung „Der Erste Weltkrieg“ zu präsentieren.
„Die neue Ausstellung ist sehr imposant und modern geworden“, zeigte sich Klug überzeugt und nannte die Schau „eine Hauptsäule der Aktivitäten Österreichs im Ge- und Bedenkjahr zum Ausbruchs des Ersten Weltkriegs“. Um 3,9 Mio. Euro (die zu drei Viertel vom Museum selbst getragen werden) wurden im größten Umbauprojekts des Museums der vergangenen Jahrzehnte in den vergangenen eineinhalb Jahren die Räumlichkeiten umgebaut. Die Ausstellungsfläche konnte durch Absenkung des Raumniveaus und Einziehen einer Zwischendecke um 400 auf 1.400 Quadratmeter erweitert werden.
2.000 Objekte werden in der Ausstellungsarchitektur von Checo Sterneck nun präsentiert, darunter natürlich die bekanntesten Ausstellungsstücke des Hauses: das offene Graef & Stift-Automobil des Grafen Harrach, in dem Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo angeschossen wurde, seine blutbefleckte Uniform und die Chaiselongue, auf der er den Verletzungen erlag, sowie eine Attentatswaffe.
Man habe sich für „eine zeitlose, nicht modernen Trends folgende Präsentation“ entschieden, weil die neue Dauerausstellung zumindest zehn bis 15 Jahre bestehen bleiben soll, sagte HGM-Direktor Christian Ortner: „Wir haben auf Installationen und Emotionalisierung verzichtet und eine nüchterne Darstellung gewählt.“ Außerdem gelte: „Eine Ausstellung kann einen Geschichtsunterricht nicht ersetzen, nur ergänzen.“
In 35 Vitrinen sind vorwiegend Waffen, Uniformen und Ausrüstungsgegenstände zu sehen. Eine 81 Tonnen schwere 38-Zentimeter-Belagerungshaubitze, eine durch einen Treffer beschädigte Panzerkuppel aus der schwer umkämpften Festung Przemysl, ein Albatros-Doppeldecker, Granaten ungeheuren Kalibers, aber auch kurios anmutende Prototypen wie eine Bogenschleuder für Handgranaten dominieren die Säle. Der militärische Aspekt, den man - so Ortner - schließlich als einziges Museum kompetent darstellen könne, dominiert die neue Ausstellung, in der auch einige Filmdokumente integriert sind und das bedeutendste Kunstwerk des Hauses, das Gemälde „Den Namenlosen 1914“ von Albin Egger-Lienz, einen Ehrenplatz bekommen hat.
Seit der letzten Neuaufstellung 1992 habe es etliche neue wissenschaftliche Erkenntnisse gegeben, schilderte Ortner, der die Neuaufstellung selbst kuratierte. Daher beschäftige sich die Schau nicht nur mit den Ereignissen an den Fronten, sondern auch mit bisher museal kaum berücksichtigten Themen wie Frauen im Krieg, Kriegsgefangenen, Militärjustiz, Freiwilligenheere, Heimkehr und Invalidität. Diese „Querschnittsmaterien“ gehen in der grundsätzlich chronologischen Anordnung der Schau jedoch weitgehend unter. Wer etwa das 2011 nach einem umfassenden Umbau wiedereröffnete Militärhistorische Museum in Dresden kennt, weiß, wie das Leid und die in alle Aspekte des menschlichen Leben eingreifende Totalität des Krieges in heutigen Museumsausstellungen dargestellt werden können.
Auch die Frage der Supranationalität hat man nur vorsichtig berücksichtigt: „Wir haben nicht nur eine Wiener Perspektive, sondern auch eine Prager, eine Budapester, eine Lemberger oder eine oberitalienische Perspektive“, sagte Ortner. In der Ausstellung vermittelt sich diese Einsicht nicht immer. Dafür entdeckt man etwa das Zigaretten-Etui des österreichischen Generalstabschefs Franz Conrad von Hötzendorf in einer Vitrine.
Morgen, am Todestag Franz Ferdinands, wird die Ausstellung offiziell eröffnet. Musikalisch begleitet wird die Eröffnung von der Gardemusik.
(S E R V I C E - „Der Erste Weltkrieg“, Neue Dauerausstellung im Heeresgeschichtlichen Museum, Arsenal, Objekt 18, 1030 Wien, Eröffnung: Samstag, 28. Juni, 18.30 Uhr, Geöffnet ab 29. Juni, tgl. 9-17 Uhr, www.hgm.at)