Vossloh schockt mit Verlustankündigung für 2014
Werdohl (APA/dpa/Reuters) - Der deutsche Bahntechnikkonzern Vossloh hat Anleger mit einer Gewinnwarnung geschockt. Die Neuausrichtung und Re...
Werdohl (APA/dpa/Reuters) - Der deutsche Bahntechnikkonzern Vossloh hat Anleger mit einer Gewinnwarnung geschockt. Die Neuausrichtung und Restrukturierung mehrerer Geschäftsfelder sowie eine neue Einschätzung laufender Projekte führe zu zusätzlichen Belastungen in diesem Geschäftsjahr von voraussichtlich bis zu 250 Mio. Euro, teilte der Konzern am Freitag mit.
Vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll 2014 nun ein Verlust von 150 bis 180 Mio. Euro anfallen. Ende April hatte der Konzern die Ziele noch bestätigt und ein höheres operatives Ergebnis als die 54,2 Mio. Euro im Vorjahr in Aussicht gestellt.
„Es gilt jetzt, in einem ersten Schritt das Unternehmen zu restrukturieren und den Marktverhältnissen entsprechend neu zu positionieren, um dann auf dieser Grundlage unsere mittel- und langfristige Strategie umzusetzen“, sagte der seit April amtierende Konzernchef Hans Schabert am Freitag. „Ziel ist es, 2015 den Turnaround zu schaffen.“
Zwar will der Vorstand erst Ende des Jahres seine endgültige Unternehmensstrategie bekanntgeben, doch bereits jetzt ist klar, dass die Standorte Kiel und Düsseldorf „verschlankt“ werden sollen. Wie viele der konzernweit 5.600 Mitarbeiter ihren Job verlieren, sagte Schabert nicht. „Das ist noch zu früh.“ Die Neuausrichtung führe allerdings zu Ergebnisbelastungen von voraussichtlich bis zu 250 Mio. Euro im laufenden Geschäftsjahr, erklärte der seit vier Monaten amtierende Finanzvorstand Oliver Schuster. Inwiefern das Auswirkungen auf die Dividende hat, ließ er offen. Nach einem 44-prozentigen Gewinneinbruch im Jahr 2013 hatte das Management die Dividende bereits um 50 Cent auf 2,00 Euro gekappt.
Ursprünglich hatte Vossloh 2014 bei einem Umsatzplus von 10 Prozent eine operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) von etwa 5 Prozent angepeilt. 2013 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 1,3 Mrd. Euro und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 54,2 Mio. Euro.
Im SDax brachen die Vossloh-Papiere in der Spitze um 14 Prozent ein und markierten den tiefsten Stand seit fast sechs Jahren.
Es gebe einen „erheblichen Handlungsbedarf“, sagte Schabert. „Der operativ schwachen Performance in Teilen unseres Geschäftes müssen wir unverzüglich Maßnahmen entgegenstellen.“ Vor allem das defizitäre Geschäftsfeld Transportation und dort das Lokomotivgeschäft seien von den geplanten Restrukturierungen betroffen. Die Produktion in Kiel solle künftig ausschließlich auf das Geschäft mit standardisierten Rangier- und Industrielokomotiven ausgerichtet und die Kapazitäten entsprechend angepasst werden. Teile der Produktion würden in das spanische Valencia verlagert. Die Sparte Transportation setzte mit 451 Mio. Euro im vergangenen Jahr rund 6 Prozent weniger um und verbuchte einen operativen Verlust von 21,2 Mio. Euro. In dem Bereich arbeiten rund 1.900 Menschen.
Schabert erklärte zudem, im Zuge der Neuausrichtung bereits beim Management den Rotstift angesetzt zu haben. Auf Führungsebene seien 7 Posten gestrichen worden und damit rund ein Drittel der Geschäftsführungen und Bereichsleitungen. Der dreiköpfige Vorstand werde die Aufgaben übernehmen.
Darüber hinaus seien die Verbindlichkeiten per Ende Juni abgelöst und eine zinsgünstigere Finanzierung mit mehreren Banken über insgesamt 250 Mio. Euro vereinbart worden, erklärte Finanzvorstand Oliver Schuster.
Vossloh-Großaktionär und Knorr-Bremse-Eigner Heinz Hermann Thiele hatte im vergangenen Jahr nach einem Machtkampf mit der Gründerfamilie das Ruder als Aufsichtsratschef übernommen. Fortan baute er seine Macht im Kontrollgremium aus und holte einen ehemaligen Manager seines Unternehmens in den Aufsichtsrat. Anfang dieses Jahres wechselte er den Vorstand aus.
~ ISIN DE0007667107 WEB http://www.vossloh.com ~ APA380 2014-06-27/14:04