Verschwundene 2 - Gerichts- und Privatgutachter uneins über Echtheit

Linz (APA) - Gutachter Herbert Giese bewertete die Klimt-Zeichnung „Zwei Liegende“ mit 65.650 Euro, das Aquarell „Junger Mann“ mit 622.500 E...

Linz (APA) - Gutachter Herbert Giese bewertete die Klimt-Zeichnung „Zwei Liegende“ mit 65.650 Euro, das Aquarell „Junger Mann“ mit 622.500 Euro und das Schiele-Ölgemälde „Tote Stadt“ mit 6,5 Mio. Euro. Der Provenienzforscher Robert Holzbauer hält letzteres hingegen „zu 99 Prozent für eine Fälschung“. Er hat für alle drei Bilder insgesamt einen Verkehrswert von 199.100 bis 1,58 Mo. Euro (Stand 2006) ermittelt.

Gieses Methode bestand darin, den Preis vergleichbarer Schiele-Werke, die in den vergangenen fünf Jahren versteigert wurden, zu mitteln. Damit kam er auf rund 9,5 Mio. Euro für die „Tote Stadt“. Diesen Betrag habe er aufgrund seiner Erfahrung um etwa ein Drittel reduziert, erklärte er.

Holzbauer, der ein Privatgutachten für die Stadt erstellt hat, hält Gieses Methode für „unpassend“, weil die verwendeten Bilder nicht vergleichbar seien und er welche aus der höchstbewerteten Schaffensperiode Schieles herangezogen habe. „Das Problem ist, dass sich bei diesen unbekannten Werken eine sehr große Bandbreite ergibt“, so der Provenienzforscher des Leopold Museums.

Giese betonte, er könne weder ausschließen, dass das Bild gefälscht ist, noch das Gegenteil. Auch darüber, ob es sich um ein arisiertes Werk handeln könnte, sei keine Aussage möglich. In den 40 Jahren seiner Tätigkeit als Kunsthistoriker, -händler und -gutachter seien ihm rund 40 Fälschungen von Klimt- und Schiele-Bildern untergekommen.

Im Lauf des Tages sollte noch die amerikanische Expertin Jane Kallir aussagen. Ihre Befragung scheiterte vorerst daran, dass kein Dolmetscher anwesend war.