Zahl der Pendler hat sich in Tirol verdoppelt
60 Prozent der Tiroler pendeln in die Arbeit – deutlich mehr als im Österreichschnitt. Die AK kritisiert weiter „abstrusen“ Pendlerrechner.
Von Nina Werlberger
Innsbruck –Der Weg zum Job wird für immer mehr Tiroler immer weiter. Laut einer aktuellen Studie des IHS im Auftrag des Beschäftigungspakts Tirol hat sich die Zahl der Pendler seit 1971 verdoppelt: Pendelten damals 30 Prozent der erwerbstätigen Tiroler ab 15 Jahren zumindest über die Gemeindegrenze hinaus, waren es 2011 bereits rund 60 Prozent. Bundesweit liegt der Pendler-Anteil um sechs Prozentpunkte niedriger – die Tiroler pendeln also markant öfter als andere Österreicher.
Ob mit dem Auto oder mit Öffis: Insgesamt pendeln überwiegend die Männer, heißt es in der Studie „Mobilität und Arbeitsplatz“. Der „klassische Pendler“ ist demnach männlich, hat eine Lehre gemacht oder eine berufsbildende mittlere Schule besucht, ist 30 bis 49 Jahre alt und arbeitet in der Warenerzeugung oder im Handel. Frauen pendeln deutlich seltener; müssen sie es doch tun, sind sie eher kinderlos.
Mit Abstand am meisten wird im Bezirk Innsbruck-Land gependelt (71 Prozent), gefolgt von den Bezirken Schwaz, Kufstein und Reutte. Drei Viertel der Tiroler Berufspendler benötigen laut Studie maximal eine halbe Stunde Fahrzeit für den Arbeitsweg in eine Richtung. Ein Anteil von 20 Prozent braucht zwischen 30 und 60 Minuten, die restlichen fünf Prozent benötigen länger als eine Stunde. Frauen und geringer Qualifizierte haben häufiger einen kürzeren Anfahrtsweg. Jeder fünfte teilzeitbeschäftigte Pendler fährt über eine halbe Stunde zum Job – bei den Vollzeitbeschäftigten tut das jeder Vierte.
Hintergrund der starken Zunahme an Pendlern ist laut der Studie eine verbesserte Infrastruktur sowie dass immer mehr Frauen berufstätig sind.
Neuen Schwung hat die Pendler-Debatte zuletzt durch den Pendlerrechner bekommen, der ja seit heuer ermittelt, wie viel Pauschale den betroffenen Arbeitnehmern zusteht. Auch die neue Version, die seit vergangenen Mittwoch online ist, erntet Kritik der Arbeiterkammer (AK): Die gröbsten Mängel der ersten Version seien zwar beseitigt worden, der Rechner liefere aber weiterhin „abstruse“ und „realitätsferne“ Ergebnisse, hieß es am Sonntag. Der oberösterreichische AK-Präsident Johann Kalliauer pochte einmal mehr auf eine grundlegende Änderung der Pendlerförderung.
Für AK-Tirol-Verkehrsexperte Peter Hilpold sollte sich vor allem die Frage, ob Öffis zumutbar sind, in Zukunft nicht mehr stellen. Er plädiert dafür, nicht mehr zwischen kleiner und großer Pauschale zu unterscheiden. Es sei schlicht unmöglich, objektive Kriterien für eine nachvollziehbare Entscheidung zu finden. „Der Pendlerrechner hat es versucht und ist kläglich gescheitert“, sagt Hilpold. Er fordert eine kilometergenaue Abrechnung.
Bei der kleinen Pauschale bekommen die Pendler derzeit zwischen 58 und 168 Euro pro Monat, bei der großen Pauschale (Öffis nicht zumutbar) zwischen 31 und 306 Euro.