TT-Umfrage: 75% gegen Luft-100er, Klares Ja zur Wasserkraft
Auf die Tiroler Landesregierung wartet bei der Einführung von Tempo 100 auf der Inntalautobahn noch viel Überzeugungsarbeit, der Ausbau der heimischen Wasserkraft wird hingegen klar befürwortet.
Von Peter Nindler
Innsbruck –In der Vorwoche hat die schwarz-grüne Landesregierung ihr Paket zur Schadstoffreduzierung entlang den Transitrouten bzw. zur Lkw-Bremse und zum Ausbau der Wasserkraft in Tirol vorgelegt. 3169 Leserinnen und Leser der Tiroler Tageszeitung haben dazu in einer Online-Umfrage auf tt.com ihre Meinung geäußert.
Auf die Landesregierung wartet demnach noch viel Überzeugungsarbeit, was die einzelnen Vorhaben betrifft. Andererseits erweckt sie mit ihrer Vorgehensweise den Eindruck, dass es sich eher um einen Abtausch oder drastisch ausgedrückt um einen Kuhhandel denn um einen politischen Kompromiss gehandelt hat. 77 Prozent der Umfrageteilnehmer waren dieser Ansicht.
Zu dieser Einschätzung hat vermutlich beigetragen, dass zwischen ÖVP und Grünen die Standpunkte in den zentralen Fragen, Tempo 100 und Wasserkraftausbau, bis zuletzt weit auseinandergelegen sind. Die ÖVP lehnte Tempo 100 als Vorleistung für die Wiedereinführung des sektoralen Lkw-Fahrverbots als „Kniefall vor Brüssel“ ab. Die Grünen wiederum konnten mit dem vom Landesenergieversorger Tiwag vorgelegten wasserwirtschaftlichen Rahmenplan für die geplanten Kraftwerke im Tiroler Oberland nichts anfangen. Dann gab es plötzlich einen Kompromiss. Letztlich dürfte die Politik bereits so viel Glaubwürdigkeit verspielt haben, dass hinter Übereinkommen von Koalitionspartnern reflexartig und automatisch politische Mauscheleien vermutet werden.
Tempo 100 ist ein eigenes Kapitel. 75 Prozent haben sich auf tt.com gegen die Tempobremse auf Abschnitten der Inntal- und Brennerautobahn ausgesprochen. Zum einen ist es eine sehr emotionale und wohl eine Glaubensfrage. Die Gegnerschaft gibt es einfach. Andererseits ist es der Tiroler Politik in den vergangenen zehn Jahren nicht gelungen, die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme im Zusammenhang mit der notwendigen Schadstoffreduzierung in der Inntalfurche hervorzustreichen und die Kritiker von der Wirkung des Lufthunderters zu überzeugen.
Und Brüssel steht 20 Jahre nach dem EU-Beitritt für eine versteinerte Verkehrspolitik. Zweimal wurde das sektorale Lkw-Fahrverbot für bestimmte bahntaugliche Massengüter aufgehoben. Die Bevölkerung hat deshalb wohl kein Verständnis (70 Prozent), dass für die stets angepriesene Verlagerung des Gütertransports von der Straße auf die Schiene noch eine Vorleistung erbracht werden muss.
Überraschend klar ist das Ja zum Ausbau der Wasserkraft. Mehr als zwei Drittel oder 70 Prozent befürworten neue Kraftwerksvorhaben in Tirol, obwohl die geplanten Tiwag-Kraftwerke ebenfalls seit Jahren für Diskussionen sorgen. Und dieses deutliche Ja dürfte letztlich der Grund dafür sein, dass sich 57 Prozent auch gegen eine kraftwerksfreie Zone bzw. eine freie Fließstrecke am Inn aussprechen. Zuletzt übte bekanntlich Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer heftige Kritik daran, dass mit der Tabuzone das Regionalkraftwerk Mittlerer Inn nicht mehr realisierbar ist.