1914/2014 - Fischer ruft Bosnier zu Einigkeit auf
Sarajevo (APA) - Bundespräsident Heinz Fischer hat die zerstrittenen Volksgruppen Bosnien-Herzegowinas aufgerufen, ihre Differenzen zu überw...
Sarajevo (APA) - Bundespräsident Heinz Fischer hat die zerstrittenen Volksgruppen Bosnien-Herzegowinas aufgerufen, ihre Differenzen zu überwinden und für eine EU-Annäherung zusammen zu arbeiten. Der 28. Juni 2014 sei „eine gute und wichtige Gelegenheit, an alle Bewohner von Bosnien und Herzegowina zu appellieren: Arbeitet zusammen, stellt was Euch trennt zurück“, sagte Fischer am Samstagabend in Sarajevo.
Fischer äußerte sich nach einem Gedenkkonzert der Wiener Philharmoniker anlässlich des 100. Jahrestages der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand, das im renovierten k.u.k.-Gebäude Vijecnica (Altes Rathaus) stattfand. „Die Wiener Philharmoniker haben ihre Aufgabe erfüllt“, sagte der Bundespräsident. Er wünsche sich, dass ihre Friedensbotschaft nun auch die Herzen der Menschen in Bosnien-Herzegowina erreichen könne.
Fischer sagte, dass der Teil Europas, in dem Sarajevo liegt, eine „schwierige und tragische Geschichte“ habe und er wünsche sich, dass trotzdem eine friedliche Zusammenarbeit der hier lebenden Volksgruppen erreicht werden könne. Das Projekt der Europäischen Union könne dabei eine „wichtige Rolle“ spielen. Allerdings müsse jeder Staat und jede einzelne Volksgruppe auch ihren eigenen Beitrag leisten.
Bei der Pressekonferenz nach dem Konzert äußerte sich auch das bosniakische Mitglied im bosnischen Staatspräsidium, Bakir Izetbegovic. Er dankte den Wiener Philharmonikern für den Auftritt und äußerte den Wunsch, dass es Bosnien und Herzegowina in ein „Europa des Friedens und der Zusammenarbeit“ schafft, „das Land verdient sich diesen Platz“. Nach dem „Jahrhundert des Krieges wollen wir in ein Jahrhundert des Friedens eintreten“, betonte der bosniakische Politiker. Am Konzert nahmen Izetbegovic und der Kroate Zeljko Komsic teil, nicht jedoch das dritte Präsidiumsmitglied, der Serbe Nebojsa Radmanovic.
Die serbischen Spitzenpolitiker boykottierten die Veranstaltung aus Protest gegen eine Aufschrift auf dem Rathaus, die „serbische Verbrecher“ für die Verwüstung der damaligen Nationalbibliothek im Bosnien-Krieg 1992 verantwortlich macht. Stattdessen hatte Radmanovic am gestrigen Freitag im serbischen Ostteil Sarajevos eine Statue des Attentäters Gavrilo Princip enthüllt.