Fußball-WM: Frankreichs Superzwerg Valbuena nimmt Nigeria ins Visier

Ribeirao Preto/Brasilia (APA/dpa) - Der Kleinste wird zum größten Hoffnungsträger. Frankreich setzt im Achtelfinale am Montag (18.00 MESZ) i...

Ribeirao Preto/Brasilia (APA/dpa) - Der Kleinste wird zum größten Hoffnungsträger. Frankreich setzt im Achtelfinale am Montag (18.00 MESZ) in Brasilia gegen Nigeria auf weitere Geniestreiche von „Le Petit“ Mathieu Valbuena. Der mit einer Körpergröße von nur 1,66 m kleinste WM-Spieler der K.o.-Runde gilt als unverzichtbare Kreativkraft der wiedererstarkten „Blauen“.

Sein Fehlen bei der tristen Nullnummer im letzten Gruppenspiel gegen Ecuador werteten die französischen Medien als Indiz für die gewachsene Bedeutung des „Superzwergs“: „Valbuena ist unentbehrlich!“ Sein „unkompliziertes und genaues“ Aufbauspiel seien im Maracana heftig vermisst worden, schrieb die Sportzeitung „L‘Equipe“ über den 29-Jährigen von Olympique Marseille, den Medien in der Heimat unisono als „echten Motor“ des Teams bezeichnen.

Solche Worte müssen Balsam für die Seele des Mannes aus Bruges bei Bordeaux sein. Wegen seiner Körpergröße wurde der Flügelflitzer lange Zeit unterschätzt und übersehen. Nach Lehrjahren bei Girondins Bordeaux wurde er vom Traditionsclub mit 20 ausgemustert. Für den sensiblen Sohn eines spanischen Gastarbeiters brach eine Welt zusammen. Er ging für eine Saison in die fünfte Liga zu den Amateuren von Langon FC, arbeitete als Verkäufer in einem Sportartikelgeschäft. Bei Libourne-Saint-Seurin kickte er zwei Jahre in der dritten Liga, bis der frühere belgische Teamspieler und Marseille-Coach Eric Gerets 2006 bei einem Cup-Match seine Qualitäten erkannte.

Obwohl er von gegnerischen Fans oft ausgebuht und als Schwalbenkönig kritisierte wurde, führte Valbuena Olympique Marseille mit dem heutigen Teamchef Didier Deschamps als Coach 2010 zum Double aus Meisterschaft und Liga-Cup. 2011 und 2012 folgten im Liga-Cup weitere Titel. In nunmehr acht Jahren in Marseille brachte es Valbuena auf 331 Spiele und 38 Treffer. In 36 Länderspielen erzielte er sechs Tore. Bei der WM 2010 kam er nur wenige Minuten und bei der EM 2012 überhaupt nicht zum Einsatz.

„Mir wurde nie etwas geschenkt, ich musste mir immer alles hart erarbeiten“, sagte Valbuena im WM-Quartier in Ribeirao Preto. Es scheint, als spiele Valbuena ohne den wegen Rückenschmerzen für die WM ausgefallenen Bayern-Star Franck Ribery befreiter auf. Der Hochgelobte, der im Club eine schwache Saison hinter sich hat und sich den Vorwurf anhören musste, er habe sich für die WM geschont, zeigt sich bescheiden: „Ich glaube nicht, dass das Team ohne mich schwächer ist“, sagte er nach dem Ecuador-Spiel.

Der Mann, der mit „Les Bleus“ im Viertelfinale auf Deutschland treffen könnte, ist nicht nur daheim anerkannt. In Europa genießt Valbuena inzwischen einen so guten Ruf, dass Marseille ihn nach der WM wird ziehen lassen müssen. Interesse haben bereits unter anderem Fiorentina und Europa-League-Sieger FC Sevilla signalisiert.