Vor 125 Jahren wurde Jean Cocteau geboren
Paris (APA/dpa) - „Je reste avec vous“ (Ich bleibe bei euch) steht auf der Grabplatte von Jean Cocteau in Milly-la-Foret geschrieben, einem ...
Paris (APA/dpa) - „Je reste avec vous“ (Ich bleibe bei euch) steht auf der Grabplatte von Jean Cocteau in Milly-la-Foret geschrieben, einem Ort rund 50 Kilometer südlich von Paris. Ob er geahnt hatte, wie recht er damit haben sollte? Cocteau, vor 125 Jahren am 5. Juli 1889 in Maisons-Laffitte geboren, war einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts.
Cocteau gehörte zu den ersten französischen Autoren und Regisseuren, die mit ihren Werken nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland sensationelle Erfolge hatten. Mit „Es war einmal - Die Schöne und das Biest“, „Orpheus“ und „Der Doppeladler“ wurde er zu Lebzeiten grenzüberschreitend gefeiert. Sein Erbe in Film, Literatur und Kunst ist noch heute lebendig.
Cocteaus Name wird vor allem mit seinen Filmen in Verbindung gebracht. „Es war einmal - Die Schöne und das Biest“ ist zu einem Meilenstein des Fantasy-Kinos geworden. Darin setzte er seine Vorstellung von Sehnsucht, Zauber und Tod in herrlichen Bildern um. Seine filmischen Werke erstaunten damals durch ihre technischen Effekte, heute faszinieren sie durch ihre Poesie und Unkonventionalität.
„Das Blut des Dichters“ war sein erster um 1930 öffentlich gezeigter Spielfilm. Über den stark surrealistisch beeinflussten Streifen steht im Lexikon des Internationalen Films geschrieben: „Erste Filmarbeit des französischen Literaten Jean Cocteau, der ebenso virtuos wie spielerisch die poetischen und tricktechnischen Möglichkeiten des Mediums nutzt .“
Durch sein deutsches Kindermädchen Josephine Ebel lernte Cocteau früh die Sprache Goethes kennen und lieben. Mit seinen Filmen und Theaterstücken feierte er in Deutschland auch große Erfolge. So wurde im Jahr 1952 in Düsseldorf sein Reformations-Zeitstück „Bacchus“ erstmals aufgeführt, in dem sein Freund Gustaf Gründgens die Hauptrolle spielte.
Mit „Die geliebte Stimme“ schuf Cocteau den ersten bedeutenden Telefon-Monolog des europäischen Theaters. Das Drama handelt von einer Frau, die zum letzten Mal am Telefon mit ihrem Geliebten spricht. Die Schauspielerin Hildegard Knef hat das Drama 1961 als Hörspiel gelesen, das 2009 erstmals als CD erschienen ist.
Cocteau war ein „touche-à-tout“, probierte vieles aus. Er trat als Lyriker hervor, als Roman- und Theaterautor, als Kritiker und Maler, er schrieb Opernlibretti, Drehbücher und entwarf Choreografien, Kostüme und Bühnenausstattungen. Er war mit Sergej Diaghilew, André Gide, Marcel Proust und Rainer Maria Rilke befreundet, dessen letzte Übersetzungsarbeit die Cocteau-Tragödie „Orpheus“ war, die Rilke jedoch nicht mehr zu Ende führen konnte.
Der Künstler war eine zentrale Figur der damaligen Avantgarde Frankreichs. Er orientierte sich an verschiedenen Stilrichtungen, die ihn von neuromantischen Anfängen über futuristische und dadaistische Versuche zum Surrealismus führten.
Unsterblich ist Cocteau, der am 11. Oktober 1963 im Alter von 74 Jahren in seinem Haus in Milly-la-Foret starb, schon zu Lebzeiten geworden. Im Jahr 1955 nahm die Academie francaise ihn in ihren Kreis der „Immortels“ auf.