Fußball-WM: Chile-Kicker repräsentierten „Land in wunderbarer Weise“

Belo Horizonte (APA/dpa/Reuters) - Nach den Tränen bitterster Enttäuschung nach dem WM-Aus ist bei Chiles Fußball-Teamspielern schnell ungeb...

Belo Horizonte (APA/dpa/Reuters) - Nach den Tränen bitterster Enttäuschung nach dem WM-Aus ist bei Chiles Fußball-Teamspielern schnell ungebrochener Stolz zurückgekehrt. „Die Spieler haben Fußballgeschichte geschrieben, weil sie unser Land in wunderbarer Weise repräsentiert haben“, sagte der sichtbar mitgenommene Chile-Trainer Jorge Sampaoli nach der 2:3-Niederlage im Achtelfinal-Elfmeterschießen gegen Gastgeber Brasilien.

Nur Zentimeter fehlten der Mannschaft aus der 16,3 Millionen-Einwohner-Nation für die Sensation gegen den großen Titelfavoriten. Ein Lattentreffer Sekunden vor Ende der Verlängerung, ein Innenstangentreffer beim letzten Elfmeter. „Moralische Siege zählen nicht“, stellte Sampaoli in Belo Horizonte fest.

Vor allem einer aus seiner Mannschaft wurde zum herzergreifenden Sinnbild dieses denkwürdigen WM-Achtelfinal-Duells auf den Tag genau vier Jahre nach dem klaren 3:0 in Südafrika für die Brasilianer: Gary Medel. In der Partie 2010 war er gesperrt, trotz Muskelverletzung hielt er nun im Estadio Mineirao die Abwehr der „Roja“ gegen Hünen wie Hulk zusammen.

Beim Elfmeterschießen konnte er nicht mehr, gepeinigt von Schmerzen musste er vorher raus. Als das WM-Aus Chiles besiegelt war, weinte „Pitbull“ Medel hemmungslos. Als er die Fassung wieder gewonnen hatte, richtete der härteste Hund im Team die nächste Kampfansage an die Brasilianer: „Im Fußball gibt es Revanchen und das hier ist noch nicht zu Ende.“

Zum vierten Mal im vierten Duell (nach 1962, 1998 und 2010) war bei einer K.o.-Runde Schluss gegen die Brasilianer. „Chile ist in einer markerschütternden Schlacht gefallen“, kommentierte der Verband via Twitter. Eine, die bis über die Schmerz- und vor allem auch Nervengrenze ging. Coach Sampaoli konnte das Elfmeterschießen nicht mit der Mannschaft stehend mitansehen. Er lief wie ein wildes Tier in einem Zwinger an der Außenlinie auf und ab.

Als Alexis Sanchez, Torschütze zum 1:1-Ausgleich, und Mauricio Pinilla, dessen Schuss kurz vor Ende der Verlängerung gegen die Latte gekracht war, an Brasiliens Keeper Julio Cesar scheiterten, schien das Energiebündel der Verzweiflung nahe. Als Gonzalo Jaras Versuch an den Innenpfosten klatschte, schoss Sampaoli auf dem Weg in die Kabine zwei Trinkflaschen aus dem Weg.

„Selbst wenn jeder gegen uns war im Stadion und wir alles gegeben haben, ist es sehr hart für uns“, sagte er. „Wir hatten gedacht, es geht anders aus und wir müssten nicht ins Elfmeterschießen“, betonte der gebürtige Argentinier. Seine Truppe kann trotzdem zufrieden sein, war doch schon der Aufstieg in die K.o-Runde in einer Gruppe mit Weltmeister Spanien und den Niederlanden doch überraschend gekommen. „Wir haben gegen Spanien, die Niederlande und Brasilien gespielt und waren um nichts schlechter als diese Topmannschaften“, zog Kapitän Claudio Bravo ein positives Resümee. „Wir gehen mit sehr hoch erhobenem Haupt.“

Dementsprechend dürften die Chilenen auch in ihrer Heimat empfangen werden. Die ersten Reaktionen aus dem Andenland waren entsprechend. „Brasilien konnte nur im Elfmeterschießen den Giganten Chile aus ‚seiner‘ WM ausscheiden lassen“, schrieb das Nachrichtenportal „Emol“. „Wie ein Gigant“, kämpfte Chile auch für „Radio Cooperativa“.