Fußball-WM: Suarez-Sperre nicht der Grund für Uruguay-Aus
Rio de Janeiro (APA/Reuters/dpa) - Wenige Tage nach Stürmerstar Luis Suarez muss auch der Rest von Uruguays Team die WM-Heimreise antreten. ...
Rio de Janeiro (APA/Reuters/dpa) - Wenige Tage nach Stürmerstar Luis Suarez muss auch der Rest von Uruguays Team die WM-Heimreise antreten. Das Achtelfinal-Out gegen Kolumbien kam am Samstag verdient zustande. „Es ist natürlich klar, dass Luis unser wichtigster Spieler ist und uns gefehlt hat, aber das war nicht der Grund, warum wir verloren haben“, wollte Kapitän Diego Godin die „Causa Suarez“ nicht als Ausrede gelten lassen.
Teamchef Oscar Tabarez sah die Sache nach der 0:2-Niederlage gegen Kolumbien in Rio de Janeiro genauso. „Wenn man gegen einen Gegner spielt, der Sachen besser macht, muss man das akzeptieren“, lobte der 67-Jährige die Kolumbianer. Nach dem Seitenwechsel sei die Partie ziemlich ausgeglichen gewesen. „Wir haben aber zu viele Fehler gemacht und nach dem 0:2 mussten wir viel Risiko eingehen. Da hatten sie einen starken Goalie, der mit sehr guten Paraden verhindert hat, dass wir noch einmal zurück ins Spiel kommen“, analysierte Tabarez.
Uruguay war über weite Strecken nur darauf bedacht, keinen Gegentreffer zuzulassen, und wurde beim Stand von 0:2 (James Rodriguez/28., 50.) erst in den letzten 20 Minuten deutlich offensiver und auch einige Male gefährlich. „Wir reisen mit erhobenem Haupt nach Hause. Wenn man alles gibt, mit Herz, Leidenschaft und Einsatz spielt, dann sind die Leute in Uruguay dankbar dafür“, sagte Godin.
Die harte Strafe gegen Suarez nach seiner Beiß-Attacke gegen Italiens Giorgio Chiellini war noch immer großes Thema im Uruguay-Lager. „Dass sie sein Leben zerschnitten haben, ist eine Barbarei, ein Verstoß gegen die Menschenrechte“, zürnte der verletzt fehlende Kapitän Diego Lugano. „Es ist viel heikler als ein Spiel zu verlieren. Das heute war Sport, das andere war ein Verbrechen.“
Aus Trotz hatte die „Celeste“ das Trikot mit der Nummer Neun in der Kabine aufgehängt, aber auch die moralische Unterstützung konnte das Turnierende des WM-Vierten von 2010 nicht verhindern. „Uruguay spielte gegen ein großes Team und gegen die FIFA“, klagte die Zeitung „El Pais“. Durch seine Sperre von neun Pflicht-Länderspielen wird Suarez mit dem Titelverteidiger nun nicht nur die komplette Südamerikameisterschaft 2015, sondern auch die ersten Qualifikationspartien für die kommende WM in Russland verpassen.
Der zweifache Weltmeister steht auch deshalb vor einer schwierigen Zukunft. Anführer Lugano ist im Alter von 33 Jahren über seinen Zenit hinaus. Auch Godin wirkte in der Innenverteidigung mehrfach überfordert, der vermeintliche Topstürmer Edinson Cavani konnte bei der WM nie glänzen. Und für Diego Forlan, immerhin bester Spieler der WM vor vier Jahren, naht mit 35 das Ende seiner Karriere im Nationalteam. „Ich verstehe, dass es einen Generationenwechsel geben wird, das ist normal, aber wenn es einen Weg gibt, dass ich helfen kann, werde ich da sein“, sagte Forlan.
Zudem ist die Zukunft von Coach Tabarez ungeklärt, es gebe nur „ein vages Angebot“ des Verbandes für die Verlängerung seines auslaufenden Vertrages. Der 67-Jährige hatte die „Celeste“ zum vierten Platz bei der WM 2010 und zum Gewinn der Copa America 2011 geführt. Das Achtelfinale nun kann sich genauso sehen lassen, setzte sich der Ex-Champion doch in einer Gruppe mit den höher eingeschätzten europäischen Teams England und Italien durch. „Weltmeister Spanien, England und Italien sind nicht über die Gruppenphase hinausgekommen, ich bin stolz was meine Mannschaft erreicht hat“, meinte Tabarez.