Felsgenuss pur
In Kramsach findet man den jüngsten Klettersteig Tirols. Die TT hat die sportliche Variante mit einem der Erbauer erkundet – Fazit: ein Genuss von Anfang bis Ende.
Von Irene Rapp
Kramsach –Die Badeseen in Kramsach sind ganzjährig ein beliebtes Ziel. Seit Kurzem gesellt sich eine weitere Klientel an Ausflugsgästen dazu – und das aus gutem Grund. Gleich neben dem Reintalersee wurde nämlich in den vergangenen Monaten an der Voldöpperspitze im Auftrag des TVB ein Klettersteig gebaut, der mit mehreren Zuckerlen aufwarten kann.
Zum Ersten: Vom Autoabstellplatz bis zum Einstieg ist lediglich ein 30-minütiger Fußmarsch zurückzulegen. Zum Zweiten: Der südseitig ausgerichtete Klettersteig wird seinem Namen gerecht – auf einer Seillänge von 300 Metern finden sich nur 20 Trittbügel, weswegen man großteils mit dem Fels arbeiten kann. Zum Dritten: Immer wieder hat man tolle Ausblicke – nicht nur auf den See, sondern auch weit ins Unter- bzw. Oberland. Nicht zu vergessen: Der neue Klettersteig bietet zwei Varianten: Die Hauptroute ist mit dem Schwierigkeitsgrad C-D bewertet (siehe Infobox). Ein zweiter, sehr anspruchsvoller Verlauf ist mit dem Schwierigkeitsgrad E angegeben.
Infos zum Klettersteig
Ausgangspunkt: In Kramsach zu den Seen, am besten parkt man beim großen Parkplatz direkt neben dem Reintalersee (Kramsach Parkplatz Halbinsel). Parkgebühr 2 Euro für 5 Stunden, 4 Euro ganztägig.
Infos zum Steig: Ab dem Parkplatz ist der Klettersteig gut beschildert. In 30 Minuten zum Einstieg. Der Hauptklettersteig weist C/D-Passagen auf (schwierig bzw. sehr schwierig), der stark überhängende Sportklettersteig E-Stellen (extrem schwierig). Für die rund 200 Höhenmeter sind 1–1,5 Stunden Gehzeit einzuplanen. Der Klettersteig ist ab 1. Oktober bis Karfreitag des nächsten Jahres gesperrt (aus jagdlichen Gründen). Das Topo gibt’s u. a. auf www.bergsteigen.com. Am 6. Juli wird der Klettersteig offiziell eröffnet: Von 11 bis 15 Uhr (nur bei Schönwetter) kann man sich u. a. von Bergführern Tipps geben lassen.
So kommt man hin: In Kramsach beim gebührenpflichtigen Parkplatz Reintalersee das Auto abstellen. Hier ist der Klettersteig schon gut beschildert. Ein neu errichtetes Wegchen führt steil und in vielen Kehren durch den Wald hinauf, bis man zum beschilderten Anseilplatz kommt. Von hier aus hat man schon einen tollen Blick auf die Klettersteigroute, die auf den ersten Metern gleich ziemlich gerade nach oben führt. „Der Klettersteig selbst wurde allerdings von oben herab gebaut“, erzählt Bergführer Andreas Wierer, einer der Erbauer, mit dem wir am vergangenen Samstag die sportliche Variante des Klettersteiges erkundet haben. Rund einen Monat reine Errichtungszeit stecken darin, „über 350 Stunden“, wie der Stummer präzisiert.
Am Anseilplatz sollte man nicht nur Gurt und Klettersteigset anlegen, sondern auch den Helm – und dann kann es losgehen. Nur wenige Meter sind es bis zum Wandfuß, dann kann es losgehen. Der Fels ist sehr griffig, dazu kommen immer wieder kleine Bänder und an besonders schweren Stellen gibt es – wie erwähnt – die Trittbügel.
Nach dem ersten Viertel teilt sich der Steig: Während der Hauptklettersteig rechts weiterführt, muss man sich für den Sportklettersteig links halten. Wer letztere Variante wählt, sollte über viel Klettererfahrung sowie Kraft verfügen. In zwei überhängenden Abschnitten braucht man nämlich Muskelpower, um nicht nur hinaufzukommen, sondern auch noch das Klettersteigset umzuhängen.
Apropos umhängen: Bei diesem Klettersteig finden sich von Wierer, der Fulpmerer Firma Johann Schiestl und Andreas Würtele vom Kuratorium für Alpine Sicherheit entwickelte Klettersteiganker. „Dadurch kann die Querbelastung der Karabiner ausgeschlossen werden“, sagt Wierer.
Zurück zum Klettersteig: Bald fließt diese durchaus sportliche Variante wieder in den Hauptklettersteig ein, dann geht es im Vergleich zu vorher gemütlich dem Ende entgegen. Ein Highlight sind die letzten Meter, die man in einer schönen, natürlichen Felsführung zurücklegt. Und am Ausstiegsplatz wartet wieder eine Bank zur Erholung. Der Abstieg erfolgt über den Wanderweg Bärengrube. Dort sorgte zuletzt ein Felssturz für Aufregung, doch der Weg ist wieder freigegeben. Durch lichten Wald geht es zur Straße hinab, dann muss man zehn Minuten zum Parkplatz gehen. Und wer will, kann das Abenteuer noch mit einem Sprung in den See ausklingen lassen.