Novomatic - Auch neuer Boss Neumann hat gute Kontakte in die Politik
Wien/Gumpoldskirchen (APA) - Auch der künftige Novomatic-Chef Harald Neumann (52), der ab Oktober Franz Wohlfahrt an der Spitze des Glückssp...
Wien/Gumpoldskirchen (APA) - Auch der künftige Novomatic-Chef Harald Neumann (52), der ab Oktober Franz Wohlfahrt an der Spitze des Glücksspielriesen ablösen soll, hat gute Kontakte in die Politik. Vor seinem Eintritt in den Novomatic-Konzern im Jahr 2011 war Neumann u.a. Geschäftsführer des Bundesrechenzentrums (BRZ), an das nun alle Glücksspielgeräte in Österreich angebunden werden. Dann war er bei der Sicherheitsfirma G4S.
Beide frühere Arbeitgeber Neumanns waren wegen Ungereimtheiten im Gerede. Bei G4S, dessen Vorstandschef Neumann von Februar 2006 bis Juni 2011 war, ging es um einen zweijährigen Vertrag des Sicherheitskonzerns mit einer Firma des Lobbyisten Peter Hochegger (Valora), die Aufträge für G4S (Group4) an Land ziehen sollte. 2011 begann sich die Justiz für das Sicherheitsunternehmen zu interessieren, nachdem bekannt wurde, dass der frühere EU-Parlamentarier und Innenminister Ernst Strasser (ÖVP) im Aufsichtsrat von G4S saß. Strasser war nach seinem Abschied aus der Bundespolitik 2004 dorthin gewechselt, nach seinem Rücktritt als ÖVP-EU-Delagationsleiter Anfang 2011 legte er das AR-Mandat bei G4S zurück.
Mit dem Hochegger-Vertrag habe Strasser nichts zu tun gehabt, hatte Neumann 2011 betont. „Ich kenne Herrn Hochegger noch aus meiner Zeit beim Bundesrechenzentrum“, sagte der nunmehrige Glücksspieler damals dem Magazin „Format“.
Wie im Glücksspielbereich geht es auch in der Sicherheitsbranche nicht zimperlich zu, Vernetzungen mit der Politik spielen eine wichtige Rolle, zumal private Securityfirmen auch öffentliche Gebäude bewachen. Umstritten war das zuletzt etwa bei der Beauftragung von G4S für das Schubhaftzentrum Vordernberg bei Leoben. G4S ist, wie auch seine kleineren Konkurrenten, gut mit dem Innenministerium vernetzt, so werden G4S-Mitarbeiter regelmäßig von Mitgliedern der Exekutive eingeschult. Neumanns Nachfolger bei G4S, Matthias Wechner, war unter Innenminister Günther Platter (ÖVP) stellvertretender Kabinettschef.
Der designierte Novomatic-Chef Neumann war vor seinem Ausflug in die Sicherheitsbranche im Bundesrechenzentrum. Von 2003 bis Anfang 2006 fungierte der gebürtige Wiener und studierte Wirtschaftswissenschafter dort als Geschäftsführer. Im Mai 2005 gab das BRZ den Rücktritt Neumanns bekannt, er gehe auf eigenen Wunsch und in bestem Einvernehmen, so das BRZ damals.
Im Jahr 2009, geriet das BRZ, ein ausgegliederter Staatsbetrieb, ins Visier der Justiz. Es ging um vermutete Malversationen rund um IT-Aufträge des von Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) geführten Finanzministeriums und des BRZ. In der Kritik stand etwa das Projekt Elektronischer Akt (Elak). Ins Rollen gebracht wurde das ganze durch eine Anzeige eines ehemaligen Sublieferanten.
Neumann begann seine Karriere bei einem Beratungsunternehmen, danach wechselte er zum Schrack-Konzern, ehe er, ab 1993, mehrere Jahre in Managementfunktionen bei Alcatel tätig war. Dort setzte er Projekte im Sprach- und Datenbereich für verschiedene Ministerien und Landesregierungen um. Von August 2001 bis Dezember 2002 arbeitete Neumann für T-Systems Austria.
Zu Novomatic kam Neumann im August 2011, wo er als einer von sechs Geschäftsführern der wichtigen Konzerntochter Austrian Gaming Industries (AGI), die Glücksspielgeräte herstellt, fungiert.
Zu seinen Hobbys zählen Boxen, Golfen, Skifahren sowie Reisen. Neumann ist Vater von vier Kindern und mit der Mehrheitseigentümerin der Betreibergesellschaft des Kursalons Hübner in Wien verheiratet. Der Kursalon wurde im Vorfeld der Vergabe der neuen Spielbanklizenzen für Wien und Niederösterreich immer wieder als interessanter Casinostandort genannt. Letztendlich hat sich aber weder Novomatic noch Erzrivalin Casinos Austria, der ebenfalls Interesse nachgesagt wurde, für den Salon beworben.
~ WEB http://www.novomatic.com ~ APA461 2014-07-10/15:37