Zwei Österreicher schwingen den Taktstock im Ausland - Klassiknews
Wien (APA) - Der gebürtige Vorarlberger Dirigent und Bratschist Manfred Honeck steht seit 2008 als Musikdirektor dem Pittsburgh Symphony Orc...
Wien (APA) - Der gebürtige Vorarlberger Dirigent und Bratschist Manfred Honeck steht seit 2008 als Musikdirektor dem Pittsburgh Symphony Orchestra vor. Beim Label „Fresh!“ hat er nun seine zweite Multichannel-Hybrid-SACD veröffentlicht, für die er Dvoraks 8. Symphonie mit seinem Orchester live in der Heinz Hall in Pittsburgh eingespielt hat.
Honeck setzt voll und ganz auf die Naturelemente des schon näher der Tondichtung als der klassischen symphonischen Form befindlichen Werks, kostet die extremen Stimmungsschwankungen zwischen Begräbnismärschen und Naturimpressionen voll aus und bemüht sich, mit ein paar Verschleifungen zwischen den Noten hie und da, dem tschechischen Stil zu entsprechen. Das Pittsburgh Symphony Orchestra behält dabei immer eine gewisse Geschmeidigkeit und Eleganz, die nicht auf zu große Kontraste setzt. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang das zweite Stück auf der CD, Leos Janaceks Suite aus „Jenufa“, die vom tschechischen Komponisten Tomas Ille arrangiert wurde. Im Herbst wandert der US-amerikanische Klangkörper dann symbolisch westwärts und wird eine Aufnahme von Bruckners 4. Symphonie veröffentlichten. Und Manfred Honeck ist - wenn auch ohne sein Heimorchester - am 30. und 31. Oktober am Pult der Wiener Symphoniker im Musikverein zu hören.
Ebenfalls seit 2008 am Pult eines ausländischen Orchesters etabliert ist der Wiener Sascha Goetzel. Der Sohn des pensionierten ersten Geigers der Wiener Philharmoniker, Peter Goetzel, führt seither als Chefdirigent und künstlerischer Leiter das Borusan Philharmonic Orchestra in Istanbul. Mit „Scheherazade“ legt er bei Onyx nun eine ungewöhnliche Einspielung mit seinem Klangkörper vor. Auf Originalinstrumenten der Region wird dabei Nikolai Rimsky-Korsakovs sinfonische Dichtung „Scheherazade“ interpretiert - mit Kanun statt Harfe und zahlreichen Trommelvarianten wie Daf, Bendir oder Kudüm. Hinzu kommen kleine Übergänge via Oud. Dabei beginnt man den orientalischen Reigen überraschend gemächlich. Der große symphonische Bogen wird erst sukzessive mit lebhafterer Interpretation vermischt.
Ergänzt wird das bekannte Werk durch einen Komponisten, der im Westen weit weniger präsent ist: Rimski-Korsakows Landsmann Alexejewitsch Balakirew, dessen „Islamey“ aus 1869 als orientalische Fantasie für Soloklavier geschrieben und vom Borusan in Orchesterfassung gespielt wird. Michail Ippolitow-Ivanow mit seinen „Kaukasischen Skizzen“ sowie der Türke Ulvi Cemal Erkin mit seinem „Köcekce, dance rhapsody for orchestra“ aus 1943 komplettieren die Reise durch die Verbindung symphonischer Form mit folkloristischen Elementen. Auch live ist Sascha Goetzel bald wieder in Wien zu erleben: Zwischen 16. und 25. November ist der Dirigent bei „Le nozze di Figaro“ am Pult in der Staatsoper zu erleben - allerdings nicht mit seinem Borusan-, sondern dem Staatsopernorchester. Und am 19. sowie 20. Dezember dirigiert er im Konzerthaus das heurige Weihnachtsspektakel „Christmas in Vienna“.