Landespolitik

„Ich bin keine Vertreterin der WIST“

Die Wörgler Bürgermeisterin Hedi Wechner im TT-Interview über das Sozialkompetenzzentrum am Fischerfeld, ihr Verhältnis zum Verein WIST, Probleme mit dem Land und ihre politische Zukunft.

Es wird sehr viel über die Sozialprojekte der Stadt gemeinsam mit dem Verein WIST am Fischerfeld diskutiert. Nachdem in den vergangenen Jahren Ebbe in der Stadtkasse herrschte, stellt sich die Frage, ob sich Wörgl überhaupt eines der Vorhaben leisten könnte?

BM Wechner: Aufgrund der Konsolidierung des Budgets, die wir drei Jahre lang betrieben haben, hätten wir uns zwei Projekte leisten können. Ein Projekt wäre sowieso realisierbar gewesen, für ein zweites hätten wir aus unseren Rücklagen bestimmte Darlehen zurückzahlen und ein neues längerfristiges Darlehen aufnehmen können. Das war jedoch vor den außerbudgetären Beschlüssen für die Sanierung des Pfarrkindergartens und weiterer Dinge durch die Mehrheit des Gemeinderats. Man darf nicht vergessen, wir haben 1,6 Mio. Euro den Rücklagen zugeführt und 2,3 Mio. entnommen. Und das mindert nun unsere Möglichkeiten. Damit ist die Sanierung des Pfarrkindergartens eines dieser Projekte?

BM Wechner: Für mich war das eigentlich kein Projekt. Das wäre der Zubau zum Feuerwehrhaus oder der Ausbau des Schulzentrums gewesen. Ein Kindergarten wäre im Gesamtprojekt am Fischerfeld enthalten gewesen. Ich lehne es nach wie vor ab, in ein fremdes Haus, das Gebäude des Pfarrkindergartens gehört ja nicht er Stadt, derart viel Geld zu investieren.

Sehen Sie einen Gewinn für die Stadt, falls man mit dem Verein WIST am Fischerfeld ein Sozialprojekt umsetzt?

BM Wechner: Vorweg möchte ich feststellen, dass ich weder eine Vertreterin noch eine Fürsprecherin der WIST bin, ich würde jede gemeinnützige Gesellschaft, die für Wörgl etwas machen will, unterstützen. Natürlich sehe ich einen Vorteil im gemeinsamen Erarbeiten der Projekte. Das Fischerfeld ist ein Filetstück am Grundstücksmarkt und für Wörgl, darauf eine Wohnverbauung umzusetzen, wäre ein Fehler. Die WIST bietet uns auch an, das zu machen, was wir wollen.

Sollte man die Projekte, wie zum Beispiel die Seniorenbetreuung, der WIST übergeben?

BM Wechner: Ich will ganz sicher nicht die Seniorenbetreuung aus städtischen Händen geben. Die WIST bietet uns die Möglichkeit des Kaufens oder des Mietens an. Wobei es generell sinnvoller ist, wenn die Stadt etwas kauft, dabei könnte ich mir durchaus einen Mietkauf vorstellen, wobei das noch nicht verhandelt ist.

Was wollen Sie persönlich gerne am Fischerfeld?

BM Wechner: Ich möchte hier besonders betonen, dass auch ich den Park am Fischerfeld möchte. Zudem will ich eine Ergänzung zur Seniorenbetreuung und eine Mittags- und Nachmittagsbetreuung und ich kann mir sehr gut eine Musikschule vorstellen.

Ein weiteres brennendes Thema ist der Hochwasserschutz. Das Land sagt, einen Damm gibt es nur, wenn es Retentionsflächen gibt.

BM Wechner: Die Retentionsflächen muss aber das Land suchen und nicht die Gemeinde.

Das Land hätte ja welche benannt, aber die Gemeinden sagen: Nicht nur bei uns.

BM Wechner: Meiner Meinung nach hat das Land in dieser Frage das Pferd vom Schwanz her aufgezäumt. Zuerst hätten Retentionsflächen ausgewiesen werden müssen und dann erst die roten Zonen benannt. So wie das gelaufen ist, gibt es nun einen massiven Verlust für Gemeinden, Betriebe und Private.

Was kann die Stadt machen? Es gibt zwar einen Beschluss für den Damm, aber die Sachverständigen des Landes sind dagegen.

BM Wechner: Wir könnten diesen Damm auch innerhalb eines halben Jahres bauen. Ich möchte das als ganz klares Signal an die Bevölkerung sagen. Aber so sind uns die Hände gebunden. Wir pilgern derzeit von Firma zu Firma im Gewerbegebiet und sagen den Betrieben, dass sie, falls sie Projekte haben, um eine Einzelentscheidung ansuchen müssen. Wir können nicht mehr machen.

Zu einem auch immer heftig diskutierten Thema gehört der Verkehr. Es hat eine Umfrage dazu gegeben. Zu welchem Zweck?

BM Wechner: Es könnte ein Instrument werden, wie sich Wörgl in den nächsten Jahren in Hinsicht auf den Verkehr entwickeln soll. Die letzte derartige Umfrage hat im Jahre 1993 stattgefunden. Übrigens im gleichen Umfang. Aus den Ergebnissen sollen mögliche Maßnahmen abgeleitet werden. 1993 war der Rücklauf 11 Prozent, heuer halten wir derzeit nur bei circa 10 Prozent, obwohl wir mit einem Gewinn einen Anreiz geschaffen haben. Was trotzdem interessant sein wird, ist die Frage, wie sich das Verhältnis der Benützung von Pkw, Fahrrädern und öffentlichen Verkehrsmitteln entwickelt hat.

Zum Abschluss: In knapp zwei Jahren sind Wahlen, wird es eine Kandidatin Wechner geben?

BM Wechner: Ich muss noch konzentriert arbeiten können, das Schlimmste für mich sind Politiker, die nur in Hinblick auf ihre Wiederwahl agieren. Ich will frei davon arbeiten und kann daher diese Frage noch nicht beantworten.

Das Interview führte Wolfgang Otter